NRW Das Diskus-Talent in Angermund

Die 17-jährige Marie-Sophie Macke vom TV Angermund ist im Diskuswurf die Nummer vier in ihrer Altersklasse.

Es ist das Suchen nach der perfekten Flugbahn, das Ringen mit Schwerkraft und Luft, das Marie-Sophie Macke immer wieder aufs Neue herausfordert. „Es ist einfach nur wunderschön, wenn ich möglichst nahe an die Ideallinie herankomme, wenn es mir gelingt, die Diskusscheibe auf eine annähernd perfekte Flugbahn zu bringen, wenn sie sich in den Wind legt und davonschwebt“, sagt die Leichtathletin des TV Angermund schwärmerisch. Keine Spur von der unerbittlichen Jagd nach immer größeren Weiten und immer neuen Rekorden?

Die 17-Jährige treibt im Ring zuerst die Ästhetik an. Und sie sagt auch: „Die Rangliste ist mir völlig egal.“ Und dennoch: Die Angermunderin verfügt über einen enormen Ehrgeiz und hat ihre Weiten sehr wohl im Blick. „Es geht um Kontinuität“, sagt sie. „Es hilft mir nicht, wenn ich den Diskus einmal auf 49 Meter bringe und die Weite dann mein Leben lang nicht mehr erreiche. Ich möchte mich langsam steigern, mir realistische Ziele setzen und sicher in der Lage sein, immer bessere Ergebnisse auch regelmäßig und zuverlässig abrufen zu können.“ Bislang geht die Taktik auf. Marie-Sophie Macke ist sehr erfolgreich und bis an die vierte Stelle in ihrer Altersklasse aufgerückt.

Sechsmal in der Woche übt sie, um möglichst nahe an den perfekten Wurf heranzukommen, für den jede noch so kleine Bewegung im Ring von großer Bedeutung ist. „Es gibt diese Tage, wo ich mich frage: Wozu machst Du das eigentlich? Doch die Zweifel sind immer wieder schnell vorbei und die Faszination für das Fluggerät sofort wieder da“, sagt sie. Marie-Sophie Macke hatte sich für die Europameisterschaft qualifiziert, die dann abgesagt wurde. Doch die Enttäuschung hat sie längst weggesteckt und andere Ziele im Visier.

Die TVA-Athletin konnte in diesem Jahr ihre bisherigen Bestmarken übertreffen. Bei der Nordrhein-Meisterschaft in Mönchengladbach hatte sie mit 42,40 Metern den Titel geholt, sich auch bei der Meisterschaft der Region mit 43,12 Metern durchgesetzt. Die Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft schaffte sie schließlich mit einem Versuch über 41,62 Meter in Sonsbeck. Mit den regelmäßigen Würfen über die 40-Meter-Grenze hat sie bereits jene Konstanz in ihren Leistungen gefunden, die sie sich gewünscht hat. Und bei der Deutschen Meisterschaft der Jugend in Rostock machte sie dann mit einer Weite von 45,78 Meter und der Vize-Meisterschaft auf sich aufmerksam. „Ich war mir in Rostock ganz sicher, dass ich eine Medaille gewinne. Alles andere wäre für mich auch eine Enttäuschung gewesen. Und dennoch war ich ganz  gelassen und habe keinen Druck verspürt“, sagt sie. Mit ihrem bislang besten Ergebnis hatte sie dann die Norm für die Teilnahme an der Europameisterschaft im italienischen Rieti erfüllt. Doch die Kontinentalwettkämpfe fanden dann wegen der Pandemie nicht statt. „Nach der Absage der EM gab es vom Verband als Ersatz einen Lehrgang in Ruhpolding zum Teambuilding, das war toll“, sagt die Jugendliche, die ihren sportlichen Ehrgeiz von den Eltern in die Wiege gelegt bekam, schließlich war der Vater Basketballer und die Mutter Leichtathletin. Mit ihnen wohnt sie noch in Sprockhövel, fährt aber drei- bis viermal pro Woche zum Arena-Sportpark in Düsseldorf, um dort zu trainieren. Zusätzlich absolviert sie noch zwei Einheiten daheim.

Alle Rückschläge hat sie weggesteckt: Sie war mit Corona infiziert, kämpfte mit Trainingsrückständen und Verletzungen der Innenbänder sowie der Wirbelsäule. Und so fiel nicht nur die EM aus, sondern für sie auch die Teilnahme an den Halleschen Werfertagen, der mit Athleten aus aller Welt als einer der jährlichen Höhepunkte gilt.

Den Optimismus hat sie nicht verloren. Im nächsten Jahr möchte sie der perfekten Flugbahn noch etwas näher kommen, dann soll die Scheibe auf 51 Meter davonschweben und damit die Quali für die WM gelingen.