Nach anhaltender Kritik Neuer Masterplan für Grünflächen

Neuss · Der Zustand der städtischen Grünflächen gerät immer wieder in Kritik. Um diese einzudämmen, hat die Stadt mögliche Maßnahmen vorgelegt. Dabei soll vor allem an den Pflegeklassen gedreht werden. Doch das kostet.

Wildwuchs sorgte im vergangenen Jahr an vielen Stellen in Neuss für Unmut.

Foto: Simon Janßen

Grün ist bekanntlich die Farbe der Hoffnung. Und in Bezug auf die Neusser Grünflächen soll bei den Bürgern der Stadt nun im besten Fall neue Hoffnung aufkommen. Grund ist ein neuer „Masterplan“, den die Stadt jetzt vorgelegt hat und der auch grünes Licht vom Rat bekommen hat.

Mit dem sollen Wiesen, Parks und Co. künftig einen schöneren Anblick bieten. Aus der Bürgerschaft und auch der Politik erreichten die Verwaltung in den vergangenen Monaten nämlich verstärkt Beschwerden und Anregungen. Tenor: Es herrscht akuter Handlungsbedarf bei der Pflege der öffentlichen Grünflächen. Dieser bezieht sich auf Grün- und Parkanlagen, in vielen Fällen aber auch auf die sogenannten Hartflächen. Bei diesen handelt es sich um versiegelte Flächen, also insbesondere die asphaltierten, gepflasterten oder in sonstiger Weise mit einer festen Deckschicht ausgestatteten öffentlichen (Verkehrs-)Flächen.

Nach Angaben der Stadt hatten die Defizite gleich mehrere Ursachen. Insbesondere zu Beginn der Pflegesaison sei es aufgrund des sehr nassen Frühjahrs zu einer starken Entwicklung der Vegetation und in der Folge auch zu Pflegerückständen gekommen. Darauf sei mit einer Erhöhung der internen Kapazitäten durch Überstunden und Wochenendarbeit reagiert worden, auch die externen Kapazitäten wurden demnach angepasst. Im Saisonverlauf sei dann allerdings deutlich geworden, dass die Grünpflege auch insgesamt nicht zufriedenstellend war. Und da kommen die Pflegeklassen ins Spiel, die der Stadtrat im September 2023 beschlossen hatte.

Mit diesen wurden einzelne Pflegestandards für die einzelnen Bereiche der Stadt festgelegt. Die „Klassen“ sind für eine bessere Übersicht farblich markiert worden: von rot für „Intensiv“ über orange und gelb für „Standard“ und „Basis“ bis hin zu hell- und dunkelgrün für „Extensiv“ und „Natur“. Kategorie eins – Pflegeklasse „Intensiv“ – erstreckt sich zum Beispiel auf repräsentative Anlagen mit hochwertiger Vegetation und Ausstattung (Wasseranlagen oder Spielgeräte). Dort werden Rasenflächen achtmal im Jahr gemäht, die Baumpflege wie die Pflege von Blumen- und Staudenbeeten erfolgt intensiv. Anlagen aus der letzten Klasse „Natur“ müssen lediglich in erster Linie verkehrssicher sein.

Problem: In den vergangenen Jahren ist ein Großteil der Neusser Grünflächen aus Budgetgründen auf niedrigstem Niveau gepflegt und der Pflegeklasse „Basis“ zugeordnet worden. Um zu einem dauerhaft stabilen und den Erwartungen aus Politik und Bürgerschaft entsprechenden Pflegestandard zu kommen, müsste laut Stadt zumindest für Teilbereiche des Stadtgebiets eine Aufwertung in höhere Pflegeklassen erfolgen. Dies soll zum Beispiel für die städtischen Parks gelten, die in die höhere Pflegeklasse „Standard“ rutschen. Auch für die Ortsmittelpunkte böte sich diese Klasse an, höherwertige (Stauden)-Flächen sollen hingegen in die höchste Pflegeklasse „Intensiv“ eingeordnet werden.

Kosten liegen bei
1,5 Millionen Euro

Und einen Nutzen verspricht sich die Stadt auch von der Umstellung, sodass die der Pflegeklasse „Standard“ zugeordneten über 200 Kinderspielplätze, die zu circa 25 Prozent noch von Dienstleistern gepflegt werden, zukünftig ausschließlich durch eigenes Personal unterhalten werden könnten.

Was wenig überrascht: Der Plan ist mit höheren Kosten verbunden. Die Umsetzung der angenommenen Maßnahmen würde auf Basis von Marktpreisen aus dem Vorjahr voraussichtlich ein Gesamtvolumen von circa 1,15 Millionen Euro erfordern. In der praktischen Umsetzung wäre dann ein Teil der Leistungen als Eigenleistung, ein anderer Teil als Fremdleistung zu erbringen.

Ebenfalls immer wieder ein Ärgernis sind die Zustände auf den 13 städtischen Friedhöfen. Dort macht die Stadt allerdings darauf aufmerksam, dass die Zahl der Beschwerden in diesem Segment „stetig rückläufig“ sei. Gingen im Jahr 2021 noch 393 Beschwerden ein, waren es 2023 „nur“ 213. Die Beschwerden betreffen zu etwa 50 Prozent den Zustand des öffentlichen Friedhofsgrüns und der Wege sowie zu 25 Prozent den Zustand ungepflegter Gräber.