Krise Steigende Energiekosten treffen Remscheider Altenheime hart

Remscheid · Die Krise erreicht soziale Einrichtungen. Bewohnern droht ein höherer Eigenanteil an den Pflegekosten.

Matthias Ruf, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Bethanien, zeigt die Photovoltaikanlage.

Foto: Christian Beier

Die hohen Energiepreise belasten  auch die Nachbarstädte von Wuppertal. Die Krise trifft neben Verbrauchern und Unternehmen soziale Einrichtungen. Wie gehen Solinger Pflegeheime mit der Situation um? Dort wird   versucht, weniger Energie zu verbrauchen. Die Möglichkeiten seien jedoch beschränkt, da ältere, meist multimorbide Menschen versorgt werden, teilt etwa Peter Knoch, Geschäftsführer der Städtischen Altenzentren, mit. Bei der Diakonie Bethanien, Betreiber von drei Altenheimen und einem Krankenhaus, sieht man wenig Potenzial für eine weitergehende Optimierung, „ohne dass dies zulasten der Raumtemperatur für Bewohner und Patienten geht“, erklärt Pressesprecher Robert Sopella.

Raumtemperatur muss mindestens bei 21 Grad liegen

Alte Menschen frieren schnell. „Wir haben sehr viele, sehr immobile Menschen, die ein anderes Temperaturempfinden haben als wir“, beschreibt Marion Huss, Leiterin des Malteserstifts St. Antonius. Nach den Vorschriften des Wohn- und Teilhabegesetzes müsse für eine angemessene Raumtemperatur für die Bewohner gesorgt werden, so Peter Knoch. Eine konkrete Vorgabe gebe es zwar nicht, „allerdings kann man hier von mindestens 21 Grad ausgehen“. Um Heizenergie effizient zu nutzen, seien die Vorlauftemperaturen der Heizungsanlagen moderat angepasst worden. „Zudem findet Aufklärungsarbeit bei den Bewohnern und den Beschäftigten statt.“

Karin Götze ist Geschäftsführerin des Evangelischen Altencentrums Cronenberger Straße. Energie zu sparen, sei schwierig, sagt sie: „Wir können nicht generell die Heizung runterdrehen. Denn das warme Wasser wird ebenfalls darüber generiert.“ Auch Marion Huss sieht nicht viel Einsparpotenzial beim Heizen. Denn wegen Corona müsse auch weiterhin regelmäßig gelüftet werden.

Die gestiegenen Kosten träfen ihre Einrichtung hart, erklärt Karin Götze. „Bei dem Bereich der Sachkosten ist der Bereich Energie der größte Kostenblock.“ Sie geht mindestens von einer Verdoppelung der Energiekosten für ihr Haus aus. Das Pflegeheim musste sich bereits einen neuen Stromversorger suchen, der bisherige habe der Einrichtung nämlich gekündigt.

Die städtischen Altenzentren haben laut Peter Knoch mit einem Anstieg der Energiekosten um 40 Prozent kalkuliert, was über die Pflegesätze refinanziert sei. Gestiegen sei auch der einrichtungsbezogene Eigenanteil: Bewohner müssen nun je nach Einrichtung zwischen 134 und 169 Euro mehr pro Monat bezahlen. Zusätzliche Kosten könnten während der Laufzeit der aktuellen Vergütungsvereinbarung bis Juni 2023 nicht bei den Bewohnern eingefordert werden. Die bereits angekündigten und umgesetzten Preiserhöhungen aufgrund der aktuellen Lage hätten schon jetzt spürbare Auswirkungen auf die Kostenstruktur, die im Jahr 2023 noch mal deutlich zunehmen werden, sagt Matthias Ruf, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Bethanien.

Genaue Zahlen könne man nicht nennen. Einige Träger setzen auf finanzielle Entlastung durch eine Nachverhandlung mit den Pflegekassen. Ruf: „Wir sehen aber eine ohnehin sehr hohe Arbeitsbelastung bei den Pflegekassen, die wenig Hoffnung auf kurzfristige Reaktionszeiten macht.“ Geheizt wird sowohl im Malteserstift als auch im Altencentrum Cronenberger Straße mit einem gasbetriebenen Blockheizkraftwerk. Auch in Bethanien sind es mehrere Blockheizkraftwerke, „die einen sehr hohen Effizienzgrad aufweisen“. Strom wird zum Teil selbst über eine Photovoltaikanlage erzeugt. Auch in den städtischen Pflegeheimen wird mit Gas geheizt. Strom werde in Kooperation mit der Stadt Solingen und städtischen Gesellschaften und Betrieben bezogen.