Ausbildungsmarkt 2023 Mehr Lehrstellen als Azubis im Rhein-Kreis Neuss
Rhein-Kreis · (ki-) Schulabgänger, die auf eine betriebliche Ausbildung setzen, haben im Rhein-Kreis Neuss die Wahl. Die Zeiten von Lehrstellenmangel sind lange vorbei. Auch in diesem Jahr konnten zum Ausbildungsstart nicht alle Lehrstellen besetzt werden.
Zum Stichtag 31. Oktober wurden bei der IHK Mittlerer Niederrhein 3922 neue Ausbildungsverträge registriert. Das ist ein Plus von 4,53 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Damit liegen wir über dem Landesdurchschnitt von 2,2 Prozent“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. Im Rhein-Kreis liegt das Plus sogar bei 9,64 Prozent. Die IHK will die Schuleinsätze ihrer ehrenamtlichen Ausbildungsbotschafter, die Azubi-Speed-Datings und ähnliche Initiativen verstärken.
Die positive Wirkung sei offensichtlich, so Steinmetz. In der IHK-Lehrstellenbörse stünden noch für das aktuelle Ausbildungsjahr Ausbildungsplätze zur Verfügung. Die Betriebe stellten noch bis zum Jahresende ein.
Im Handwerk zeigen die aktuellen Zahlen, dass sich die Lage insgesamt stabilisiert – bei durchaus unterschiedlichen Entwicklungen in den Handwerkssektoren. Metall- und Elektrohandwerk freuten sich über große Zuwächse, Bäcker, Konditoren, Fleischer und Friseure hingegen hätten mit einem erheblichen Minus zu kämpfen, berichtet Thomas Gütgens, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Niederrhein: „Wir setzen verstärkt auf die Integration von Frauen. Die Vielfalt und das Potenzial weiblicher Fachkräfte sind ein wichtiger Schlüssel zur Bewältigung dieser Herausforderung.“
Nach Angaben der Arbeitsagentur hat sich die Zahl der Bewerber um eine Ausbildungsstelle 2022/23 in Mönchengladbach und dem Rhein-Kreis gegenüber dem Vorjahr um 112 auf 4.451 erhöht (+2,6 Prozent). Ihnen standen 3.586 von der Agentur für Arbeit erfasste Ausbildungsstellen gegenüber. Das sind 296 weniger als im Vorjahr (-7,6 Prozent). 4.275 der jungen Menschen konnten bis zum Ende des Ausbildungsjahres mit einer Ausbildungsstelle oder Alternative versorgt werden. Das sind 92 mehr als im Jahr zuvor (+2,2 Prozent). „Das Plus bei den Bewerbern ist in Zeiten des wachsenden Fachkräftemangels ein gutes Zeichen“, sagt Rainer Imkamp, Leiter der Agentur für Arbeit Mönchengladbach. Für die Ausbildungsbetriebe werde die Situation nicht besser: Sie müssen sich darauf vorbereiten, dass es in drei Jahren weniger Bewerber gibt, weil Nordrhein-Westfalen 2027 zum Abitur nach 13 Jahren zurückkehrt und dadurch im Jahr zuvor nahezu ein kompletter Abiturjahrgang fehlt. Die Arbeitsagentur rate deshalb dringend dazu, das Angebot an Ausbildungsstellen in den nächsten Jahren hochzufahren, um sich die jungen Kräfte rechtzeitig zu sichern.