Schwimmförderung in Dormagen Für die CDU gilt das Seepferdchen nicht mehr als Schwimmnachweis
Dormagen. · Die CDU will, dass alle Grundschüler sicher schwimmen können und dafür das Bronzeabzeichen als Maßstab einführen. DLRG stimmt zu.
Elf Prozent der Dormagener Grundschüler dürften als nicht sichere Schwimmer gegolten haben, nachdem sie im Schuljahr 2018/19 die Schwimmförderung absolviert haben. Diese Zahl legt die Sportverwaltung der Stadt am Dienstag kommender Woche den Mitgliedern des Sportausschusses vor. In dieser Sitzung wird die CDU offensiv werden und eine klare Forderung erheben: „Das Ziel sollte es sein, dass alle Grundschüler schwimmen können und am Ende ihrer Grundschulzeit das Bronzeabzeichen erworben haben“, sagt der sportpolitische Sprecher Andreas Buchartz. Das Seepferdchen habe ausgedient, weil es kein Indiz für die Schwimmfähigkeit eines Kindes ist. Die CDU will dafür auch in mehr Schwimmzeiten und Personal investieren.
Die Zahlen, die die Stadt präsentiert, lesen sich nur auf dem ersten Blick sehr positiv: Demnach haben 88,7 Prozent der 97 Grundschüler die Schwimmförderung mit dem Seepferdchen- oder dem Bronzeabzeichen abgelegt. Ein detaillierter Blick in diese Statistik offenbart die Wirklichkeit: Von diesen 86 Schülern haben lediglich elf Bronze geschafft und damit unter anderem nachgewiesen, dass sie 15 Minuten und mindestens 200 Meter schwimmen können – gegenüber 25 Metern beim Seepferdchen. Übersetzt heißt das: Lediglich elf Prozent haben als „Schwimmer“ die Förderung verlassen.
Die CDU will jetzt gegensteuern und erhält dafür großes Lob der DLRG. „Die Messlatte auf Bronze zu legen, ist eine tolle Idee“, sagt Jörg Dittmar, Sprecher der Ortsgruppe Dormagen. „Das können wir nur befürworten.“ Aus Sicht der Lebensrettungsgesellschaft ist das Seepferdchen „keine Garantie für das sichere Schwimmen. Das ist erst beim Jugendschwimmabzeichen Bronze der Fall“, so Dittmar. Das bislang als Maßstab geltende „Seepferdchen“ wiege Eltern in einer falschen Sicherheit.
Dormagen bietet bereits eine
Unterstützung für Schulen an
In Dormagen gibt es im Unterschied zu vielen anderen Städten bereits eine zusätzliche Unterstützung für die Schulen. 2014 stellte die Politik 7000 Euro zur Verfügung, die aus dem Verzicht auf einen Re-Check des Fitnesstests „Pro Fit“ stammen. Damit wurde eine zusätzliche, professionelle Schwimmtrainerin finanziert. Diese Mittel wurden mittlerweile auf 8000 Euro angehoben. Das reicht offenbar bei weitem nicht aus, um einen durchschlagenden Erfolg zu erreichen. Daher will die CDU in der nächsten Woche diskutieren, was konkret getan werden muss. Andreas Buchartz sagt, dass man bereit sei, mehr zu tun, „wenn es personeller Unterstützung bedarf, zum Beispiel durch Honorarkräfte. An mehr Schwimmstunden im Sportunterricht oder am Schwimmtrainer darf es nicht scheitert.“ Buchartz verweist auf die gute Infrastruktur durch das neue Hallenbad „Sammys“ und das Ganzjahresfreibad Römertherme.
Die Gründe dafür, warum es nicht heute schon viel besser läuft, sind vielfältig. Ein Grund ist die mangelnde Förderung im Elternhaus. „Ideal wäre es, wenn die Kinder bereits mit dem Seepferdchen-Abzeichen in die Grundschule kommen“, sagt Ramona Noormann. Die ehemalige Leistungsschwimmerin des TSV ist die außerschulische Koordinatorin der Schwimmförderung, die von der Stadt eingestellt wurde. Ein anderer Knackpunkt: In der Regel wird der Schwimmunterricht in einem Schuljahr absolviert. Es gibt aber Schulen, die schicken ihre Schüler zum Beispiel im zweiten Halbjahr der zweiten Klasse und dann wieder in einem Halbjahr der vierten Klasse ins Hallenbad. „Wenn dann erst einmal wieder eine zeitliche Pause entsteht, fängt die Förderung nahezu von vorne an“, sagt Sportdezernentin Tanja Gaspers. Zudem sind die Fördergruppen sehr heterogen: Da bekommt es Noormann mit Kindern zu tun, die erst ihre Scheu überwinden müssen, ins Wasser zu gehen, bis hin zu denen, die auf dem Sprung zum Bronze-Abzeichen sind.
Hilfe kommt auch im Land, dass die Schwimmfähigkeiten deutlich verbessern will. Der Aktionsplan setzt unter anderem auf Fort- und Weiterbildung von Lehrern und will die Lehrpläne für den Schwimmunterricht so überarbeiten, dass alle Kinder nach Möglichkeit am Ende der Grundschulzeit, spätestens jedoch am Ende der Klasse 6, sicher schwimmen können. Ebenso soll die Teilnahme an Ferienschwimmkursen ermöglicht werden.