Brandbrief in Dormagen hat Erfolg Nachfolger für größten Schützenverein in Sicht
Dormagen · Es war lange bekannt: BSV-Chef Hans-Arnold Heier will aufhören. Doch die Suche nach einem Nachfolger gestaltete sich bis vergangene Woche schwierig.
„Trotz vieler, intensiver Gespräche in den letzten Monaten haben wir es vom Vorstand nicht hinbekommen, einen Kandidaten für die Position des ‚Chef und ersten Vorsitzenden‘ zu finden. Das wirft bei unserer Mitgliederstärke von 750 Mitgliedern ein beschämendes Bild auf unseren Verein“. So begann der Brandbrief, den Hans-Arnold Heier, Vorsitzender des Bürger-Schützen-Vereins (BSV) Dormagen, im September an alle Schützenkameradinnen und -kameraden verschickte. Hintergrund des Schreibens war, dass Mitte September auch der letzte Interessent für diese Option abgesagt hatte, sodass der BSV ohne potenziellen Nachfolgekandidaten dastand. Der „letzte“ Interessent war Markus Extra, erster Kassierer des Vereins. Doch nun hat jemand seinen Hut in den Ring geworfen. Aber der Reihe nach.
Hans-Arnold Heier hatte im Mai 2018 die Nachfolge von Rolf Starke angetreten. In einer außerordentlichen Wahl wurde er in seinem Amt bestätigt. Seit sechs Jahren steht der 67-Jährige nun an der Spitze des größten Schützenvereins der Stadt. Doch irgendwann ist auch mal Schluss. Mit 67 Jahren noch einmal für vier Jahre zur Verfügung zu stehen, das will Heier schon aus Altersgründen nicht, denn vieles gehe jetzt einfach langsamer, zum Beispiel das Marschieren. Daher habe er nach der Generalversammlung im Oktober 2023 den Vorstand darüber informiert, dass er nicht mehr kandidieren werde.
Im März dieses Jahres teilte er dem erweiterten Vorstand seine Entscheidung offiziell mit. Seitdem habe es viele Gespräche gegeben. „Viele können sich vorstellen, Vorsitzender zu sein, aber dann gibt es viele Gründe, warum sie es nicht machen wollen. Das fängt bei Familie und Kindern an und geht bis zum Zeitaufwand, den dieses Ehrenamt mit sich bringt. Es ist schon eine große Verantwortung“, sagt Heier. Dass es bis vor Kurzem keine Aussicht auf einen Kandidaten gab, macht Heier auch an Corona fest. Seit der Pandemie habe sich viel verändert. „Wir kriegen die Leute nicht mehr von der Couch runter. Die Gesellschaft ist bequemer geworden. Man sieht es in vielen Bereichen.“ Es ist dieser degenerative Weg, der für Heier Probleme mit sich bringt und der ihm Angst macht. „Mir hat es immer Spaß gemacht etwas zu bewegen, der Verein ist mein Leben.“ Derweil brodelte die Gerüchteküche: Hajo Opladen oder Stephan Seher sollen ihren Hut in den Ring geworfen haben. Der BSV-Chef will darauf nicht wirklich eingehen und lässt sich nur zu der Aussage hinreißen, dass man den Job auch können müsse. Was immer das heißen mag. Am Sonntag jedenfalls wird aus einem Gerücht eine Tatsache. Geschäftsführer Stephan Seher erklärt, dass er für den Vorsitz kandidieren will. „Ich habe das dem Vorstand und auch anderen bereits offiziell mitgeteilt. Ich habe ein Team hinter mir und wir haben eine Struktur, mit der wir das angehen wollen.“ Mehr wollte er noch nicht verraten. Er habe auch mit Hajo Opladen gesprochen – der finde es gut, dass Seher den Vorsitz übernehmen wolle. „Er wollte nicht, dass der Verein keinen Vorsitzenden hat und wäre deshalb auch bereit gewesen, dieses Amt zu übernehmen“, so Seher. Das Thema scheint also geklärt.
Am 11. Oktober findet die Generalversammlung statt. Dann wird sich zeigen, ob Seher die Mehrheit erhält und den Verein in die Zukunft führen kann. Mit Willi Beivers, Beisitzer, und Wolfgang Schröder, stellvertretender Geschäftsführer, scheiden zwei weitere Mitglieder aus dem Vorstand aus. Auch für sie muss Ersatz gefunden werden.