„Brandbrief“ wegen Misständen in Filiale Bürgermeister schreibt Postbank
Dormagen. · Lierenfeld kritisiert anhaltende Missstände an der Römerstraße.
Nun ist sein Geduldsfaden gerissen, und man kann getrost davon ausgehen, dass Dormagens Bürgermeister Erik Lierenfeld vielen Einheimischen aus der Seele spricht mit dem Offenen „Brandbrief“, den er an Michael Tillmann gerichtet hat und der unserer Redaktion vorliegt. Tillmann ist Filialgebietsleiter Niederrhein bei der Postbank und in dieser Funktion auch zuständig für die Postbank-Niederlassung an der Dormagener Römerstraße. Die seit Jahren anhaltenden, stundenweisen oder ganztägigen Schließungen und diverse Pannen bei Geld- und Briefmarkenautomaten in dieser Filiale haben Lierenfeld zu seinem geharnischten Protestschreiben veranlasst. Tenor: Das Unternehmen wird dem auf seiner Internetseite nachzulesenden Leitbild, das unter anderem „bestmöglichen Service“ bei direktem Kundenkontakt verspricht, nicht gerecht.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Bürgermeister sich mahnend an die Postbank-Verantwortlichen wendet. Die erste Kontaktaufnahme hatte schon 2016 stattgefunden. Und erst Ende Mai 2019, laut Lierenfeld nach mehreren vergeblichen Anläufen, mit der Filialgebietsleitung Kontakt aufzunehmen, habe ihm Tillmanns Stellvertreterin telefonisch Besserung versprochen. „Ihre Vertretung informierte mich darüber, dass die Schließungen durch Personalengpässe/krankheitsbedingte Ausfälle entstanden wären, zwischenzeitlich jedoch Neueinstellungen von Mitarbeitern stattgefunden hätten, so dass die Öffnung der Filiale in Zukunft sichergestellt sei. Zudem habe man organisatorische Maßnahmen getroffen, um künftig in solchen Fällen reagieren zu können“, schreibt Lierenfeld.
Passiert sei nichts. Vielmehr hätten sich in der öffentlichen Wahrnehmung die Schließungen der Filiale gehäuft. Der Verwaltungschef stellt deshalb fest: „Die jüngsten Schließungen im August und September haben leider gezeigt, dass dies leere Versprechungen von Seiten der Postbank gewesen sind und diese Aussagen nur dazu gedient haben, den damals aktuellen Unmut und öffentlichen Druck einzudämmen.“
Bürgermeister will „dauerhafte und nachhaltige Lösung“
Durch dieses Vorgehen habe die Glaubwürdigkeit des Unternehmens Postbank „massiven Schaden genommen“, urteilt der Bürgermeister. An dem Unmut habe sich im Übrigen nichts geändert, so der Verwaltungschef, der konstatiert, dass es in der Dormagener Innenstadt kaum ein anderes Thema gibt, „welches eine solche Empörung auslöst“. Auch in den sozialen Netzwerken seien die unangekündigten und angekündigten Schließungen ein Dauerthema. Tatsächlich reißt die Kritik dort nicht ab; mittlerweile hagelt es Hohn und Spott wegen des miserablen Services, manche Bürger flüchten sich in Galgenhumor oder empfehlen Postbankkunden dringend den Wechsel zu einem Konkurrenzunternehmen.
All dies könne nicht im Sinne der Deutschen Post sein, glaubt Erik Lierenfeld. Er appelliert an Tillmann, „für die Postbankfiliale in der Rathausgalerie Dormagen eine kunden- und serviceorientierte, dauerhafte und nachhaltige Lösung zu erarbeiten, welche umfängliche und verlässliche Öffnungszeiten für die Dormagener Bürgerinnen und Bürger garantiert und welche auch eingehalten werden können“. Und der Bürgermeister setzt Tillmann ein Ultimatum: „Ihre Antwort erwarte ich binnen zehn Tagen.“
Kommt die nicht, will Lierenfeld noch schärfere Geschütze auffahren. Sein Schlusssatz lautet: „Eine Kontaktaufnahme zur Leitung der Postbankfilialvertriebs AG behalte ich mir ausdrücklich vor. Eine geeignete Möglichkeit dazu habe ich auch persönlich auf der Fachmesse ExpoReal in München Anfang Oktober, wo die Postbank ebenfalls vertreten sein wird.“