Das älteste Mitglied im Männerchor Bayer Dormagen Die Leidenschaft zum Singen hält jung

Dormagen · Mit 95 Jahren muss man nicht zum alten Eisen gehören. Das beweist eindrucksvoll der Tenor des Männerchors Bayer Dormagen. Hat er ein Geheimrezept?

August Liska singt auch mit 95 Jahren noch im Chor.

Foto: Melanie Zanin/Melanie Zanin(MZ)

Das älteste aktive Mitglied des Männerchors Bayer Dormagen August Liska feierte am 30. Juli dieses Jahres seinen 95. Geburtstag gemeinsam mit seinem Enkel, dessen Frau und Freunden aus dem Chor. Bescheiden und ruhig ging es zu, auch wenn der Rentner das Leben ansonsten alles andere als ruhig angehen lässt.

August Liska kam schon als Kind zum Singen. Nach dem Krieg herrschte Lehrermangel in seiner Heimat und so schickte man damals Pater in die Schulen der Dörfer, um die Jungen und Mädchen zu unterrichten. Einer dieser Pater habe immer eine Geige dabeigehabt, erzählt Liska, und so habe er mit dem Singen begonnen- und bis heute nicht mehr aufgehört.

Über viele Stationen führte ihn sein Weg aus Österreich in der Wachau, wo er geboren wurde, schließlich nach Dormagen. Als der gelernte Maurer bei der Erdölchemie in Worringen arbeitete, wurde der „EClisten-Chor“ gegründet und er gefragt, ob er nicht mitmachen möchte. Anschließend sang er beinahe 20 Jahre lang im Männerchor Stürzelberg/Delrath und lernte dort auch seinen Weggefährten Wilfried Schellen kennen. Gemeinsam wechselten sie nach der Auflösung des Chors zum Männerchor Bayer Dormagen.

Auf die Frage, warum August Liska ausschließlich in Männerchören gesungen habe, erzählt der rüstige Rentner, dass es in seiner Anfangszeit und relativ kurz auch mal Frauen im Chor gegeben habe. „Sie haben das Singen allerdings nicht ganz so ernst genommen und stattdessen Kaffee und Kuchen zu den Proben mitgebracht.

Bis zu seinem 58. Lebensjahr hat der 1. Tenor gearbeitet und dann sei er aufgewacht. So beschreibt er seine plötzliche Leidenschaft für die vielen Reisen, die er zusammen mit seiner Frau unternommen hat. Die Beiden waren 64 Jahre verheiratet und haben gemeinsam die ganze Welt bereist. Seine Frau, die vor einigen Jahren verstorben ist, war bei jedem Auftritt dabei. „Das gehörte einfach dazu, auch wenn sie selbst nicht gesungen hat.“

In der letzten Zeit hat der Männerchor eher schwierige Operetten und Opernarien aufgeführt. Als nächstes wird es mit Liedern aus den 20er Jahren à la „Mein kleiner grüner Kaktus“ weiter gehen. Darauf freut sich August Liska gemeinsam mit seinem Chorkollegen Wilfried Schellen schon jetzt. Er hat keine Lieblingslieder, er singt einfach leidenschaftlich gerne. Unter der Dusche lasse er das allerdings lieber – aus Sorge, die Nachbarn könnten sich beschweren.

„Singen im Chor bringt Freude, gibt Hoffnung und Frieden und ist vor allen Dingen Leben.“ So steht es auf der Internetseite des Männerchors und wird von den beiden Mitgliedern August Liska und Wilfried Schellen unterstrichen. „Das Besondere an diesem Männerchor ist die Freundschaft untereinander und die Freude am Miteinander. Alle sind lustig und jeder ist mal der Kasper. Alle sind alt und zufrieden, es jammert keiner“, erzählt August Liska mit einem Lächeln im Gesicht. Sein Chorkollege Wilfried Schellen ergänzt, dass man sich gegenseitig helfe und es seit Neuestem sogar zwei Krankenmanager gebe, die sich um die Männer kümmern, die gerade nicht zu den Proben kommen können.

Das nächste große Ziel für den Männerchor Bayer Dormagen wird das 100-jährige Jubiläum sein, zu dem zurzeit eine Arbeitsgruppe gebildet wird. Bis dahin fährt die singende Truppe im Oktober erst einmal an die Mosel auf „Chorfahrt“, zum Singen, Freude haben und Freundschaften pflegen. Das Geheimnis seines Alters sei das Singen und das Reisen, verrät August Liska abschließend. Er ist neugierig geblieben, hat Freude am Miteinander, lacht und unternimmt viel. So würde er gerne bis zu seinem 100. Geburtstag weiter machen.