Raststätte an der A 57: Deutschlands einsamste Autobahn-Tankstelle
Die Raststätte Nievenheim liegt mitten in der Sperrzone der A 57 zwischen Köln und Düsseldorf.
Dormagen. „24 Stunden geöffnet“ versprechen die Schilder an der Autobahn-Tankstelle und einer benachbarten McDonald’s-Filiale. Doch die Türen sind verriegelt, die Regale ausgeräumt und die Kühltruhen abgeschaltet. Gähnende Leere auch auf dem Parkplatz vor der Raststätte Nievenheim West an der A 57 zwischen Köln und Düsseldorf. Wo sonst täglich 70 000 Autos vorbeibrausen, herrscht gespenstische Stille. Nievenheim Ost und West — die einsamste Autobahn-Tankstelle Deutschlands.
Seit dem verheerenden Feuer und der tödlichen Massenkarambolage am 14. Februar ist die Autobahn 57 bei Dormagen komplett gesperrt. Das einzige, was sich hier trotz allem bewegt, ist der Benzinpreis. Er wird von einem Mineralölkonzern zentral gesteuert — und er steigt. 1,69 Euro für den Liter Superbenzin zeigt die Preistafel an — aber hier regt sich niemand darüber auf. Die Zapfsäulen in Sichtweite des Unglücksorts sind verwaist.
Aus einer Hintertür der Tankstelle tritt Heinrich Knieps. Er ist der Pächter der Tank- und Raststätte Nievenheim auf beiden Seiten der Autobahn. „So einen Totalausfall habe ich noch nicht erlebt“, sagt er. Seit dem 14. Februar hat er hier nur noch Ausgaben — aber keine Einnahmen mehr. Einen Teil seiner 17 Mitarbeiter hat er anderswo unterbringen können — bis auf Weiteres.
Nun hat er Angst vor Plünderern, auch wenn Zigaretten und Dosenbier von seinen Mitarbeitern längst in Sicherheit gebracht worden sind. „Es ist immer jemand vor Ort, um aufzupassen“, betont er.
Auch wenn die Arbeiten am Unglücksort und der Abriss der Brücke in vollem Gange sind, geht es Knieps nicht schnell genug. „Die Strecke ist ein Nadelöhr. Das ist ein volkswirtschaftlicher Schaden für die ganze Region, die ist doch lahmgelegt. Dass man die Priorität nicht weiter nach oben schraubt, verstehe ich nicht.“
Ostern soll der Verkehr wieder fließen. „Wir arbeiten rund um die Uhr“, versichert Baudirektor Joachim Minten vom Landesbetrieb Straßen-NRW einige hundert Meter weiter. Bis dahin setzt Pächter Knieps darauf, dass seine Versicherung für den Ausfall aufkommt: „Wir klären das alles gerade.“ Außerdem will er den Stillstand nutzen. „Wir ziehen den Frühjahrsputz vor und erledigen schon mal kleinere Reparaturen.“
Auf die Bau-Verantwortlichen am Unfallort ist er nicht gut zu sprechen. „Ich verstehe nicht, dass man nicht informiert wird.“ Wann Ware und Mitarbeiter wieder vor Ort sein müssen, der Verkehr wieder fließt und der Rubel wieder rollt, weiß Knieps nicht so genau. „Ich werde da wohl mal ein Gespräch führen müssen.“