Tierheime in Dormagen und Rommerskirchen „Wir haben immer Sorgen“

Dormagen · Die Tierheime in Dormagen und Rommerskirchen beklagen finanzielle Schwierigkeiten. Höhere Tierarzt- und Futterkosten machen ihnen zu schaffen. Warum sie vor allem von den Kommunen mehr erwarten.

Die Vorsitzende des Dormagener Tierheims, Babette Terveer, fordert mehr staatliche Unterstützung.

Foto: Simon Janßen

Das Tierheim in Dormagen und das Tierheim Oekoven in Rommerskirchen beklagen eine finanzielle Schieflage. „Wir haben gravierende Probleme“, sagt Babette Terveer, Vorsitzende des Tierheims in Dormagen. Schuld daran seien unter anderem die rasant gestiegenen Tierarzt- und Futterkosten. „Die Kosten sind doppelt so hoch wie vor vier bis fünf Jahren“, erklärt Terveer. Die Stadt Dormagen sei zwar entgegenkommend und versuche, das Tierheim so gut wie möglich zu unterstützen, aber die bürokratischen Hürden seien zu hoch. „Wir müssen alle unsere Verträge nachverhandeln und das ist teils sehr langwierig“, sagt Terveer. Außerdem sind die Ausgaben des Tierheims weitaus höher als der Zuschuss, den sie von der Stadt erhalten würden. „Wir bekommen zwar einen Zuschuss von 35 000 Euro, haben aber Ausgaben in Höhe von 50 000 Euro.

Das fehlende Geld wirke sich wiederum auf die Gewinnung von neuem Personal aus. „Wir können leider nur Mindestlohn zahlen“, sagt Terveer. Ein ähnliches Problem hat auch das Tierheim Oekoven in Rommerskirchen. „Wir zahlen zwar etwas mehr als Mindestlohn, circa 13,80 Euro pro Stunde, aber trotzdem ist es schwer, neues Personal zu gewinnen“, sagt der Vorsitzende Benjamin Pasternak. Wundern tut ihn das nicht, denn: „Wenn ein gelernter Tierpfleger gerade einmal mit 1800 Euro netto im Monat nach Hause geht, wie soll er davon vernünftig leben können?“ Pasternak sieht die Politik und Kommunen in der Pflicht. „Wenn ich das Personal nicht habe, wie soll ich die Tiere vernünftig versorgen? Da fühlen wir uns schon etwas alleine gelassen von der Politik“, sagt der 41-Jährige. Auch Babette Terveer fordert mehr staatliche Unterstützung. „Wir finanzieren uns hauptsächlich über Spenden und die einzigen Einnahmen, die wir haben, bekommen wir durch die Vermittlungsgebühr von Tieren“, sagt Terveer. Ohne Mitgliedsbeiträge und Erbschaften würde es aus ihrer Sicht gar nicht funktionieren. Und auch Pasternak betont: „Mehr als ein Drittel unserer Einnahmen kommt durch Spenden.“ Ohne die könne sich das Tierheim gar nicht mehr halten, aber: „Man merkt auch, dass die Menschen weniger spenden als früher, weil sie selber nicht mehr so viel haben“, sagt der Tierpfleger. Zwar würden die Betriebs- und Personalkosten vom Kreis teilweise bezuschusst werden, aber das reiche vorne und hinten nicht. „Wir haben Kosten von 700 000 bis eine Million Euro im Jahr“, sagt Pasternak.

Benjamin Pasternak, Vorsitzender des Tierheims in Oekoven, sieht die Kommunen in der Pflicht, mehr für die Tierheime zu tun.

Foto: Wolfgang Walter

Positiv sei, dass beide Tierheime nicht überlastet sind und freie Kapazitäten haben. „Wir versorgen um die 150 Tiere, aber waren nie überfüllt“, sagt Terveer. Ähnlich ist das im Tierheim Oekoven. „Wir lehnen per se kein Tier ab und versuchen immer Kapazitäten zu schaffen“, sagt Pasternak. Von Aufnahmestopps in Tierheimen hält der 41-Jährige nichts und findet, dass man vorher absehen müsse, ob noch Kapazitäten da sind oder nicht. Um die 200 Tiere leben derzeit in seinem Tierheim. Von Schlangen, Mäusen, Kaninchen, Vögeln bis zu Hunden und Katzen ist alles mit dabei. Ein Kater hatte dabei ein besonderes Schicksal: „Der Kater wurde in Oekoven auf einem Acker ausgesetzt und jemand hat ihn bei uns abgegeben“, erinnert sich Pasternak zurück. Sein Hinterlauf sei komplett gebrochen gewesen, bevor er eine Operation hatte, wo er eine Metallplatte mit Schrauben bekommen habe. „Jetzt kann er wieder ganz normal laufen und weil er so tapfer war, haben wir ihn Leutnant Dan genannt“, sagt Pasternak. Die Kosten für die OP seien immens gewesen und hätten 2000 bis 3000 Euro gekostet. „Die Operationskosten stemmen wir mit Spenden“, sagt Pasternak.

Ein besonderes Hundeschicksal gab es auch im Dormagener Tierheim: „Unser Boomer wurde Ende November angebunden an einer Laterne gefunden. Er war stark abgemagert, als er zu uns kam“, sagt Terveer. Mittlerweile gehe es ihm besser, aber: „Leider fühlt er sich im Tierheimalltag nicht besonders wohl und würde sich über ein neues Zuhause freuen.“