„Vockrather Acker“ zwischen Neuss und Grevenbroich Paraglider fürchten um ihr Fluggelände

Grevenbroich/Neuss · Seit 20 Jahren heben die Gleitschirmflieger auf dem „Vockrather Acker“ zwischen der Insel Hombroich und Kapellen ab. Die Mitglieder des „Sky- teams“ machen sich angesichts neuer Windrad-Pläne Sorgen um den Standort – und suchen ein neues Fluggelände.

Die Gleitschirmflieger vom „Skyteam Neuss“ haben ihr Domizil auf dem ­„Vockrather Acker“ zwischen Kapellen und Holzheim.

Foto: Skyteam Neuss

Die Gleitschirmflieger auf dem „Vockrather Acker“ zwischen Kapellen und Holzheim bangen um ihr Fluggelände. Sie befürchten, dass sie dort in wenigen Jahren nicht mehr starten können, wenn neue Windräder gebaut werden. Aus diesem Grund sucht der rund 200 Mitglieder zählende Verein „Skyteam Neuss“ ein neues Gelände fürs Paragliding. Den Acker direkt neben der Autobahn 46 nutzen die Flieger seit knapp 20 Jahren – „in einträglicher Symbiose mit den landwirtschaftlichen Interessen des Geländebesitzers“, wie es heißt. Die mögliche Erweiterung des Windparks Neuss südöstlich der A46 lässt die Mitglieder nun aufhorchen. Nördlich der Trasse stehen bereits einige Mühlen.

Der Bau neuer Windkraftanlagen auf „ihrer“ Seite würde für die Paraglider das Aus bedeuten – zumindest an diesem Standort. Die Rotortürme würden schlicht im Weg stehen, das Gleitschirmfliegen wäre lebensgefährlich. „Für den Bau weiterer Windkraftanlagen an dieser Stelle sind uns noch keine konkreten Planungen bekannt“, sagt Vereinssprecher Harald Richter. Allerdings sei den Mitgliedern inoffiziell mitgeteilt worden, dass die Fläche durchaus in Ausbau-Planungen mit einbezogen werde. Deshalb ist der Verein mit der Suche nach einem neuen Fluggelände aktuell noch eher „prophylaktisch“ unterwegs, wie Richter beschreibt: „Wenn allerdings die Mitteilung kommt, dass dort neue Windkraftanlagen gebaut werden, könnte es im Zweifel für uns zu spät sein.“

Auf dem „Vockrather Acker“ haben die Piloten zwei Start- und Landeflächen gepachtet – sowie eine knapp 1200 Meter lange „Schleppspur“. Über diese verläuft das Seil der Winde, die die Gleitschirmflieger in bis zu 450 Meter Höhe zieht.

Sollten nun Windräder auch auf dieser Seite der Autobahn errichtet werden, wäre das für den Verein das „Worst-Case-Szenario“, wie Vorsitzender Jonathan Kadler sagt. „Damit wäre unser geliebtes Fluggelände Geschichte, weil Windräder und Gleitschirme naturgemäß nicht zusammenpassen. Und wir selbstverständlich den übergeordneten Interessen der Energiegewinnung weichen müssten.“

Bestimmte Anforderungen
an das Gelände sind nötig

Wie Vereinssprecher Harald Richter erklärt, sucht das „Skyteam“ auch losgelöst vom Windrad-Szenario einen neuen Standort, einen zusätzlichen, um genau zu sein: Denn der „Vockrather Acker“ lässt nur Starts in bestimmte Richtungen zu. „Deshalb ist die Geländesuche grundsätzlich ein Thema für uns“, sagt Richter. Idealerweise, sagt er, könnten die Vereinsmitglieder auch bei anderen Windgelegenheiten starten, wenn sie über ein zweites Gelände verfügen. Denn sobald Querwinde aufkommen, ist ein Windenstart für die Gleitschirmflieger bei Kapellen kaum mehr möglich. Sie würden schon beim Start abdriften – brandgefährlich, wie Richter sagt.

Bei der Suche nach einem neuen Fluggelände richtet der Verein die Lupe auf weite Teile der Region: Das Suchgebiet wird eingegrenzt zwischen dem Verlauf des Rheins im Osten, der A46 im Norden, dem Kölner Stadtteil Worringen im Süden und der Linie Bergheim/Erkelenz im Westen. Das Gelände müsste über eine „Schleppstrecke“ mit einer Länge von gut einem Kilometer verfügen (nicht breiter als ein normaler Feldweg) und über zwei Start- und Landeplätze (circa 150 mal 50 Meter). „Idealerweise sollte die Schleppstrecke zwischen den beiden Plätzen in nordöstlicher/südwestlicher Linie verlaufen, da dies die beiden vorherrschenden Windrichtungen sind“, erklärt Vereinschef Jonathan Kadler: „Wenn sogar noch Platz für eine zusätzliche, genau kreuzende Bahn wäre, hätten wir einen Sechser im Lotto.“ Dies sei aber kein Muss. Ein Muss hingegen ist laut Verein ein flugsicheres unmittelbares Umfeld ohne Bebauung, hohe Bäume, Weidezäune, Masten oder Stromleitungen.

Das „Skyteam Neuss“ möchte mit Landwirten aus der Region ins Gespräch kommen, deren Areale grob in das Raster passen und die an einem Pachtverhältnis interessiert sind.