Bürger diskutieren über Seniorenbeirat

Im November könnte der Rat die Einrichtung eines solchen Gremiums beschließen. Viele ältere Kaarster sind dafür.

Foto: Anja Tinter

Kaarst. Horst Schleberger, Vorsitzender der Senioreninitiative Kaarst (SIK), leitete den Informationsabend in der Aula der Realschule Kaarst, zu dem SIK, Liberalen Senioren und die Grünen Alten eingeladen hatten, am Dienstagabend mit folgen Worten ein: „Wir wollen zu einer Versachlichung des Themas Seniorenbeirat für die Stadt Kaarst beitragen und die Vorteile aus unserer Sicht erläutern.“

Viele vorwiegend ältere Zuhörer waren gekommen, um sich zu informieren. SIK-Mitglied Manfred Stranz erläuterte zunächst die Aufgaben und Ziele eines Beirats. Angesichts der Tatsache, dass 31,2 Prozent der Kaarster schon älter als 60 Jahre sind, erscheine die Einrichtung eines Seniorenbeirats mehr als gerechtfertigt, sagte Stranz. Diese ein Drittel der Bevölkerung umfassende Gruppe verdiene Partizipation am gesellschaftlichen, ökonomischen, kulturellen und politischen Leben im vorparlamentarischen Raum. In Ausschussqualität — das heißt, es gibt ein Rede- und Antragsrecht — könnten ältere Menschen in einem Beirat ihre Kompetenz und Erfahrung ehrenamtlich und bürgernah einbringen.

Die Vertretung der Interessen Älterer zöge eine Zusammenarbeit mit der Kommunalpolitik, der Stadtverwaltung und anderen sozialen und kirchlichen Vereinen mit sich. Dabei, erklärte Stranz, bliebe der Seniorenbeirat parteipolitisch und konfessionell unabhängig. Die Handlungsfelder lägen besonders im sozialen Bereich, aber auch in der Stadtentwicklung, Mobilität und der Pflege. Das Vermeiden von Fehlplanungen, zum Beispiel in Bezug auf einen seniorengerechten Marktplatz in Büttgen, könnten die Folge sein.

In der anschließenden Expertenrunde, bestehend aus Helmut Freund, Vorstandsmitglied der Landesseniorenvertretung NRW und Vorsitzender des Seniorenbeirats Ratingen, Beate Kopp von den Liberalen Senioren, Claudia Köppe von den Grünen, Heinz Kiefer, Vertreter der Stadt Kaarst, sowie Horst Schleberger wurde unter der Leitung des Grünen-Fraktionsvorsitzenden Christian Gaumitz die Vorteile eines Beirats erklärt, aber auch Skepsis ihm gegenüber geäußert.

Helmut Freund erzählte positiv von seinen Erfahrungen in Ratingen. Es gebe kein Konkurrenzdenken, vielmehr bildeten die Senioren ein beratendes Gremium zu den sie betreffenden Themen, sagte er. Die Mitglieder des Seniorenbeirats hätten auch keine parteipolitische Relevanz, denn zusätzlich aufgestellte Bänke und Toiletten „haben keine Farbe“. Freund betonte das generationsübergreifende Arbeiten am Beispiel des Rathausneubaus in Ratingen. Der Beirat setzte dort die Interessen behinderter Menschen mit der Schaffung eines speziellen taktilen Wegesystems durch. Auch bei der Neugestaltung des Busbahnhofs wirkte der Beirat mit, indem er die Notwendigkeit kurzer Wege und das Vermeiden von Stolperfallen betonte. Der Beirat, berichtete der Ratinger Vorsitzende, tage öffentlich und bietet alle 14 Tage eine Bürgersprechstunde an. Die Stadt erkenne ihn als zentrales Gremium an.

Heinz Kiefer verteidigte die bisherige Arbeit des Seniorenbeauftragten der Stadt Kaarst, Hans-Dieter Schmitz, der an der Diskussion nicht teilnahm. Zusätzlich, sagte Kiefer, gebe es mit dem Arbeitskreis Seniorenpolitik, dem Seniorenforum und -wegweiser ausreichend Möglichkeiten der Teilhabe der älteren Menschen am städtischen Leben. Der Sozialausschuss habe eine Seniorenvertretung und es solle eine neuer „Seniorenbegleiter“ eingestellt werden. Diese Ansicht unterstützte CDU-Ratsfrau Dagmar Treger.

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die Zuhörer sich trotzdem dringend einen Seniorenbeirat wünschen. Beate Kopp von den Liberalen sah den Beirat als „Chance zur Gestaltung des Lebensraumes für viele Zugezogene der 1970er Jahre, die hier alt werden“. Die Vorsitzende des Sozialausschusses, Annelie Palmen (SPD), wäre dankbar für Entscheidungshilfen, die dieses Gremium liefern könnte. Eine Entscheidung über die Einrichtung eines Seniorenbeirats soll in der nächsten Ratssitzung am Donnerstag, 6. November, fallen.