„Brauhütte Andreas“ Kaarster brauen ihr eigenes Bier
Kaarst. · Mit einer fertigen Malzmischung fing alles an. Heute füllen Andreas Brandemann und sein Bruder verschiedene Sorten ab.
„Schuld“ an allem ist sein Bruder. Als Andreas Brandemann vor einigen Jahren von ihm mitgebrachte „Craftbeer“ probierte, war es der Beginn einer Faszination. Unter jenem Begriff werden Biere verstanden, die handwerklich von einer unabhängigen Brauerei gebraut wurden. „Die Bandbreite der Unterschiede begann uns zu faszinieren und das Interesse an Bieren jenseits der großen Industriebiere wuchs immer weiter“, erinnert sich der 48-Jährige.
Nach dem Lesen einiger Fach-Lektüren war der Entschluss gefasst: „Wir brauen unser eigenes Bier!“ Da Brandemann gerade auch an der handwerklichen Ausführung interessiert ist, durfte es nicht nur ein simples Einsteiger-Set sein: „Ich wollte den kompletten Prozess durchlaufen – vom Einmaischen bis zum Abfüllen.“
Im Dezember 2017 war es dann soweit. Er legte sich die ersten Gerätschaften zu, meldete sich beim Zoll als Heimbrauer an und braute sein erstes Bier. Damals allerdings noch mit einer fertigen Malzmischung als Rezeptur und mit rudimentären Kenntnissen zur Filtrierung. „Eigentlich war es nur eine braune Brühe“, erinnert er sich. Doch nach der Flaschengärung und Lagerung wurde das erste eigene Bier an Silvester probiert. „Es schmeckte so gut, dass am Neujahrstag schon nichts mehr davon da war“, sagt der Kaarster.
Angespornt von diesem Erfolgserlebnis feilten Brandemann und sein Bruder weiter an dem Brauprozess. „Hier können wir auch unsere beruflichen Interessen aus IT und Maschinenbau einbringen“, sagt er. Schnell lösten sich die beiden von vorgefertigten Rezepturen und machten ihr eigenes Ding. Zudem wurde die Anlage immer weiter optimiert. War die Temperatur-Führung am Anfang nur grob und händisch zu regeln, wurde diese Aufgabe schnell von einer Software übernommen, die durch Sensoren mit den aktuellen Werten versorgt wird.
Zwei Sude für die
Kaarster Sternstunden
Und siehe da: Eines der eigenen Rezepte, ein Karamell-Bock nach Vorbild eines belgischen Klosterbieres, sorgte im Freundeskreis für Begeisterung. Die Bandbreite wuchs immer weiter: „Neben Märzen, Pale Ale und Kölsch wagten wir uns auch an Experimente außerhalb des Deutschen Reinheitsgebotes und versuchten uns an Gewürz- und Fruchtbieren“, so der Kaarster.
Da das Interesse an Craftbieren im Bekanntenkreis immer größer wurde, entstand die Idee, zusammen mit Sascha Loquingen von „Top Eventz“ das ganze öffentlich zu machen. Während der Kaarster Sternstunden brauen die Hobby-Biermacher daher, je nach Wetter, bis zu zwei Sude am Tag. „Dies mussten wir extra beim Zoll anmelden, weil dies nicht mehr mit der Lizenz als Heimbrauer geht“, so Brandemann. Ausgestellt werden Grundzutaten wie Malzsorten oder Hopfenarten. Desweiteren wird Material mitgebracht, was das Interesse von potenziellen Heimbrauern wecken könnte.
Einen kleinen „Wermutstropfen gibt es allerdings: So wird es keinen Ausschank in der „Brauhütte Andreas“ geben. Erstens, weil dies die Heimbrauer-Lizenz nicht ermöglicht und zweitens, weil in diesem Fall einige lebensmitteltechnische Fragen geklärt werden müssten.