Bischof zu Besuch in Büttgen Im Namen Gottes auf Mission für ein besseres Ruanda

Büttgen · Draußen vor dem Haus in Büttgen weht eine Flagge von Ruanda im Wind. Diese hat Symbolcharakter, denn der Büttgener Carl-Wilhelm Bienefeld und seine Frau Stephanie haben hohen Besuch aus dem afrikanischen Land.

Edouard Sinayobye ist noch bis Freitag zu Besuch bei Carl-Wilhelm Bienefeld (l.) und seiner Frau Stephanie.

Foto: Andreas Woitschützke

Edouard Sinayobye, Bischof in der Diözese Cyangugu, ist seit rund fünf Wochen unterwegs und machte in dieser Woche Station in Kaarst. Zuvor war er in Speyer, davor nahm er in Rom erstmals an der Bischofssynode teil. Bis Freitag bleibt er noch, dann zieht der Geistliche weiter nach Aachen, ehe es wieder in seine Heimat geht.

Edouard Sinayobye (M.) war am Mittwochmorgen bei der Kapitelsmesse im Kölner Dom. Gemeinsam mit Domkapitular Dominik Meiering (l.) und Egide Katali zelebrierte er den Gottesdienst.

Foto: Carl-Wilhelm Bienefeld

Zustande gekommen ist der Kontakt zu Bienefeld über den Verein „Lebenszeichen für Afrika“, der in Ruanda und Uganda Projekte umsetze. In Uganda hat der Verein eine Schule für Krankenschwestern aufgebaut. Eine solche Schule soll nach Vorstellung des Bischofs nun auch in Ruanda gebaut werden. „Es ist der Anfang einer Zusammenarbeit“, sagt Bienefeld. Schon fertig gebaut ist in Ruanda eine Nähschule für rund 50 Frauen mit Behinderung.

Dieses Projekt liegt Edouard Sinayobye sehr am Herzen, wie er bei unserem Besuch erklärt. „Ich habe Straßenkinder gesehen, junge Mädchen und Jungen, die keine gute Erziehung genossen haben. Kinder, deren Eltern Alkoholprobleme haben. Ich habe Prostitution in unserer Gegend gesehen von Menschen, die damals beim Völkermord dabei waren“, sagt Sinayobye. Er tue alles dafür, den Menschen zu helfen und sie zu heilen – „als Diener Gottes“, wie er sagt. Die Menschen, an die niemand glaubt, bräuchten seine volle Unterstützung: „Das ist der Grund, warum ich hier bin, um dafür zu missionieren.“

Ruanda erlebte im Jahr 1994 seine schwärzesten Stunden. Am 7. April 1994 begann der Völkermord an der in Ruanda lebenden Tutsi-Minderheit, begangen von Angehörigen der Hutu-Mehrheit. Schätzungen zufolge sind dabei mindestens 500 000 Menschen getötet worden. Die Täter kamen aus den Reihen der ruandischen Armee, der Präsidentengarde, der Nationalpolizei und der Verwaltung. Auslöser für den Völkermord war die Ermordung von Präsident Juvénal Habyarimana am 6. April 1994.

Ruanda hat noch große
Wunden zu verarbeiten

Der 57 Jahre alte Edouard Sinayobye erklärt, dass das Land noch immer große Wunden zu verarbeiten habe – sowohl die Opfer von damals als auch die Täter, von denen noch immer viele im Gefängnis sitzen. „Er sieht die Wunden von damals, hat aber große Hoffnung für die Zukunft“, beschreibt Carl-Wilhelm Bienefeld seinen Gast. „Es ist einfach, den Opfern zu vergeben. Wir müssen aber auch den Tätern vergeben, und das ist viel schwieriger“, sagt er.

Das Potenzial der Menschen in Ruanda sei riesig, wie Sinayobye erklärt. Ruanda leide noch immer an Armut, Arbeitslosigkeit und den Folgen des Genozids. Das Land sei aber sehr jung und wachse schnell. „Die Kinder und Jugendlichen bereiten sich in den Schulen intensiv auf die Zukunft vor. Wir müssen die junge Generation unterstützen, weil sie unsere Zukunft ist“, sagt er. Ruanda sei „aus der Asche und der Dunkelheit wieder aufgestiegen“. Allerdings seien viele Fake News über das Land im Umlauf, man sollte sich selbst vor Ort ein Bild von Ruanda machen, um das Land zu verstehen. Bevor er Bischof wurde, arbeitete Sinayobye als Therapeut und behandelte viele Opfer des Genozids, die ihn zwar körperlich überlebt haben, seelisch aber nicht. Vor allem Frauen. „Man kann nicht eine ganze Gruppe therapieren, sondern muss ihnen in Einzelsitzungen helfen. Jeder Mensch braucht eine andere Form von Hilfe“, erklärt er.

Die Frage kam auf, ob er nie das Bedürfnis hatte, sein Land zu verlassen aufgrund der Ereignisse damals. „Nein, das wollte ich nie. Ruanda wird immer meine Heimat bleiben“, so der Bischof. Am Mittwochmorgen erlebte er eine ganz besondere Messe im Kölner Dom. „Als er zum Abschluss das Vaterunser in seiner Heimatsprache betete, konnte man im Dom eine Stecknadel fallen hören, so andächtig haben alle zugehört“, beschreibt Carl-Wilhelm Bienefeld die Stimmung im Dom.