Kaarsterin Erna Beischold Im Seniorencafé ist Erna Beischold die Chefin
Kaarst · Ohne Erna Beischold würde es das wöchentliche Seniorencafé im Anbau des Albert-Einstein-Forums nicht geben. Die 86-Jährige managt alles in Personalunion.
Fröhliches Stimmengewirr empfängt Besucher im verwaisten Quartierstreffpunkt im Anbau des Albert-Einsteins-Forums (AEF): Rund 20 Senioren haben sich zu einem besinnlichen Adventsnachmittag eingefunden, organisiert von Erna Beischold. Die quirlige 86-Jährige sorgt dafür, dass an der festlichen Kaffeetafel jeder versorgt ist, verteilt Getränke und Schwarzwälder Kirschtorte. Sie regelt das weitgehend allein – Unterstützung erfährt sie nur von Maria Grabowski.
Beischold leitet das wöchentliche Seniorencafé schon so lange, dass sie gar nicht mehr die Anfänge zu datieren weiß. Schon als junges Mädchen sammelte sie während ihrer Arbeit in einer Metzgerei erste ehrenamtliche Erfahrungen in der Gewerkschaft. Später bot sie unter dem Dach der katholischen Kirche ein Seniorencafé in Vorst an, danach eines im evangelischen Haus der Senioren. Nach dessen Auflösung zog das Café in die Auferstehungskirche an der Grünstraße. Seit zwei Jahren nutzt Beischold den im Dezember 2020 neu geschaffenen Quartiersstützpunkt für die Kaarster Stadtmitte im AEF. Erna Beischold managt alles allein: vom Einkauf der benötigten Lebensmittel bis zur Einrichtung der Küche, für die sie Kaffeemaschinen kaufte: „Ich bezahle das alles aus eigener Tasche“, erzählt sie. Erhoben wird nur ein Beitrag von drei Euro von den Senioren pro Nachmittag. Erna Beischold möchte ihr Geld schon zu Lebzeiten sinnvoll einsetzen. Die überzeugte evangelische Christin schöpft die Motivation aus ihrem Glauben: „Ich hoffe immer auf Gottes Hilfe.“
Für den Treffpunkt bräuchte
es einen Verantwortlichen
Beischold stellt auch ein Programm auf die Beine. Für die Adventsfeier hat sie das Musikerduo „Take Two“ eingeladen, das auch flotte Rhythmen zum Tanzen spielt. Vorträge, Informationen über Angebote der Stadt Kaarst und Ausflüge runden das Programm ab. Und manchmal treffen sich „ihre“ 16 Senioren auch einfach zum Spazierengehen: „Wir haben ein tolles Verhältnis und teilen auch unsere Sorgen“, berichtet Beischold. Die Senioren bestätigen das: Willi Ernst begleitet seine an Demenz erkrankte Frau Hannelore und freut sich über die gelungene Abwechslung. Für Käthe Leuchter und Karin Knuppertz ist der Mittwoch ein fester Termin im Kalender: Sie genießen den Austausch mit anderen.
Erna Beischold ist froh, dass sie den Seminarraum des Quartierstreffpunkts nutzen kann. Der Hausmeister schließt ihr die Tür auf. Beischold vermisst einen Ansprechpartner im Treffpunkt. Denn nachdem die Anschlussfinanzierung des von der Diakonie verantworteten Integrationsmanagement im April 2022 auslief, fehlt eine hauptamtliche Kraft. Auf Antrag der FDP von Ende August 2022 soll der Treffpunkt zwar weiterlaufen, allerdings ohne zusätzliche Kosten für die Stadt. Eine düstere Voraussetzung angesichts der angespannten Finanzlage. Beischold beklagt die praktischen Folgen: Oft finde sie die Küche nicht so vor, wie sie sie hinterlasse habe. Es fehle ein Verantwortlicher.