Heiner Koch bei Podiumsdiskussion in Kaarst Erzbischof Koch: „Verbände wie der KKV sind wichtig“
Kaarst. · Podiumsdiskussion in Kaarst zum 90. Bundesverbandstag des KKV.
Der 90. Bundesverbandstag des Bundesverbandes der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) findet in Kaarst statt. Am Freitag gab es als Auftaktveranstaltung im Mercure Hotel an der Königsberger Straße eine Podiumsdiskussion zum KKV-Verbandstagsthema „Die Zukunft beflügeln“. Das Podium war mit Heiner Koch, Erzbischof von Berlin und früherer Kaarster Kaplan, dem Bundestagsabgeordneten Ansgar Heveling (CDU), Barbara Montag, Pastorin und Leiterin der Stabsstelle für Grundsatzfragen und Theologie beim Landesverband Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe und Heinrich Wullhorst, Journalist und Publizist, sehr prominent besetzt. Journalist Ludger Baten moderierte.
Barbara Montag: Ehrenamtler sind unser eigentlicher Schatz
Verbände wie der KKV sind wichtig. Das betonte Heiner Koch. Gleichzeitig räumte er ein, dass sie es schwer hätten in Zeiten, in denen Unverbindlichkeit zunehmend gelebt wird. Verbände stünden auch für Lobbyismus, und ein kirchlicher Verband habe es besonders schwer. Er mahnte eine neue „Wahrnehmung ohne Scheuklappen“ an – dafür gab es Applaus. Barbara Montag bezeichnete die 70 000 Ehrenamtler in ihrem Zuständigkeitsbereich als „unseren eigentlichen Schatz“. Sie seien, wie die hauptberuflichen Kräfte, Stifter von Solidarität und Gemeinschaft – und darüber hinaus auch Mitstifter von Demokratie. „Unsere Identität ist nichts Statisches“, räumte Montag ein. Heinrich Wullhorst hob die Vielfalt der katholischen Verbände hervor „Wie sieht die Politik die Sozialverbände aus?“, fragte Ludger Baten. „Unsere Gesellschaft ist geprägt von der katholischen Soziallehre und der evangelischen Sozialethik“, erklärte Ansgar Heveling. Er schreibt Ökumene groß: „Wir sitzen alle im selben Boot.“ „Ökumene ist lebensnotwendig“, sagte Heiner Koch und nannte Zahlen für Berlin: „Zehn Prozent der Menschen sind hier katholisch, 16 Prozent evangelisch und sechs Prozent muslimisch – alle übrigen sind konfessionell ungebunden.“ Koch beklagte die Schwerfälligkeit innerhalb der Verbände mit ihren Strukturen: „Bis wir uns zu einem Thema eine Meinung gebildet haben, ist es schon Schnee von gestern.“ „Wenn’s finanziell knapp wird, rückt man sehr schnell zusammen“: So brachte Barbara Montag ihre Erfahrungen mit Ökumene auf den Punkt. Wullhorst riet Sozialverbänden zu konkreten Statements zu aktuellen Fragen, denn zurzeit würden die Verbände eher getrieben. Heiner Koch vermisst ein Nachdenken über Fragen wie diese: „Welche Gesellschaft wollen wir in Zukunft sein?“ „Ehrenamt – allein schon das Wort spricht die Menschen nicht mehr an“, glaubt Barbara Montag. Viele Menschen seien außerdem zunehmend an projektbezogenen Themen interessiert. Ehrenamtler dürften keine Lückenbüßer sein, sie seien unverzichtbar, um die hauptamtlichen Kräfte zu unterstützen.