Verkaufsoffener Sonntag in Kaarst Nostalgie kombiniert mit Nachhaltigkeit

Kaarst · Im Endspurt des Weihnachtsgeschäftes organisieren die Händler in Kaarst am dritten Advent ihren verkaufsoffenen Sonntag und verbinden diesen mit einem Weihnachtsmarkt. Warum der zurecht mit „Sternstunden“ bezeichnet wird.

„Sternstunden“ nennen die Kaarster Händler ihren Weihnachtsmarkt mit verkaufsoffenem Sonntag. Und manchmal – mit einem kleinen Trick – konnte man die sogar sehen.

Foto: Andreas Woitschützke

Der Weihnachtsmarkt heißt in Büttgen „Spekulatiusmarkt“ und in Kaarst „Sternstunden“. Normalerweise haben die Büttgener immer Glück mit dem Wetter. Ihr Spekulatiusmarkt am zweiten Adventswochenende war allerdins in diesem Jahr ziemlich verregnet, während die Sternstunden größtenteils ohne Regenschirm genossen werden konnten. Los ging es bereits am Freitag um 16 Uhr, Schluss war am späten Sonntagnachmittag. Die Veranstaltung war an allen drei Tagen gut bis sehr gut besucht.

„Was haben die denn hier zu suchen auf dem Weihnachtsmarkt?“, kritisierte ein Besucher. Er meinte den Stand des Haushaltsgeräte-Konzerns Vorwerk. Andere Besucher hatten nichts dagegen, sie ließen sich den Staubsauger zeigen, der auch nass wischen kann.

Michael Cornelissen von den Stadtwerken Kaarst hatte im vergangenen Jahr keinen leichten Stand an seinem Stand: Kein Wunder, waren doch die Preise für Strom und Gas leicht gestiegen. Mittlerweile sind sie gesunken und die Kunden schimpften kaum noch. Die Eiszapfen an der Hütte der Stadtwerke waren aus Watte, und das war gut so: Nur die Wenigsten dürften sich Eis und Schnee gewünscht haben, denn viele Besucher saßen draußen.

Der Sonntag war verkaufsoffen und es gab Überraschungen in Form von Rabatten. In der Parfümerie gab es satte 20 Prozent.

Patricia Grünberg strahlte. Ihr Kerzen-Business lief wieder wie geschmiert. Claudia Florack bot unter anderem selbst gestrickte Kinderkleidung an und war mit dem Verkaufserfolg weniger zufrieden: „Die Leute haben weniger Geld“, erklärte sie und strickte sich selber einen Pullover, um die Zeit zu nutzen.

Gegenüber hatten Alexa und Peter Lütkenhaus ihren Stand. Das Goldschmiedemeister-Ehepaar aus Korschenbroich zog eine eher zufriedenstellende Bilanz. Und das nicht, weil ihr teuerstes Stück, ein Brillantring für 1350 Euro, noch keine Besitzerin gefunden hatte: Alexa Lütkenhaus kritisierte, wie die Buden aufgebaut waren: „Der Aufbau muss, vorsichtig ausgedrückt, etwas durchdachter sein.“ Sie hätte die Bühne lieber im Zentrum gesehen. Dort knubbelten sich nämlich die Besucher – und Buden wie ihre lagen dann im Abseits.

Dass die Menschen so gerne auf dem Rindenmulch vor der Bühne standen, spricht für die Qualität des Programms. Dort ging es Schlag auf Schlag. Am Freitag um 16 Uhr ging es los mit Weihnachtsliedern und Sonntag endeten die Sternstunden mit dem Auftritt von Kayvo, dem Kaarster Akustik-Trio. Das trat zum ersten Mal im Rahmen der Kaarster Sternstunden auf. Zwischen dem Auftakt-Act und dem musikalischen Schlusspunkt gab es an den drei Tagen zusammen noch 18 interessante Auftritte – meistens ging es um Musik. Die Interpreten kamen fast ausschließlich aus Kaarst und Umgebung, wie Melanie Köhn oder Mina, die Singer-Songwriterin. Und – nicht zu vergessen – die Kaarster Soullegende JR Parson.

Am Samstagabend hielt Bürgermeisterin Ursula Baum eine Weihnachtsansprache auf der Bühne. Der Weihnachtsmann, präsentiert von den Stadtwerken Kaarst, begeisterte die Kids. Weihnachten hat immer auch etwas mit Nostalgie zu tun. Dieses Bedürfnis bedient niemand besser als Ulf Meyer mit seinen alten Schallplatten. Und wenn es nicht zu einem zweiten Leben auf irgendeinem Plattenteller reicht, macht er aus den Vinylscheiben einfach Etageren der besonderen Art. Nostalgie – kombiniert mit Nachhaltigkeit.