Verband KKV: „Kirche muss sich einmischen“
Verband KKV fragte zum Thema „Wie viel Kirche verträgt der Staat?“.
Kaarst. Der Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) hatte am Wochenende zur Diskussionsrunde ins Georg-Büchner-Gymnasium geladen. Rund 250 Gäste waren in die Aula gekommen. Das Thema lautete: „Wie viel Kirche verträgt der Staat?“.
„Die Zweckgemeinschaft Staat brauche die Sinngemeinschaft Kirche“, erläuterte Bürgermeister Franz-Josef Moormann zunächst zu Beginn.
Der Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach (CDU) meinte, dass sich die Kirche in die Politik einmischen und Fragen zu existenziellen Themen wie etwa zur Sterbehilfe stellen müsse. Burkhard Kämper, kommissarischer Leiter des Katholischen Büros in NRW, sagte, es käme darauf an, welches Konzept die Parteien hätten. Aktuell spreche die Politik selbst die Kirchen an, wenn es etwa um Unterstützung bei der Flüchtlingsarbeit oder um Kindergärtenplätze gehe, so Kämper.
„Kann Kirche in puncto Finanzgebaren Vorbild für den Staat sein?“, fragte Moderator Cornel Hüsch. Oberkirchenrat Klaus Eberl von der Evangelischen Kirche im Rheinland nannte das den Kirchen vom Staat „übergestülpte“ Kirchensteuersystem eine Win-win-Situation für beide Seiten, verdiene doch der Staat gut daran, und die Kirchen sparten ein eigenes Steuereintreibesystem.
Bei der Frage von Bekenntnis-Kindergärten und -Grundschulen waren sich alle einig, dass das Subsidiaritätsprinzip eine gute Lösung sei, auch in finanzieller Hinsicht. Bosbach: „Es wird nicht billiger, wenn der Staat diesen Bereich übernimmt. Die Kirchen binden sehr viele ehrenamtlichen Mitarbeiter ein.“
Bosbach gab auch ein klares Votum für kirchliche Traditionen und Bräuche ab: „Ich bin dagegen, dass wir aus dem Martinsumzug ein mobiles Lichterfest machen. Unsere christlichen Traditionen und Feiertage dürfen nicht zur Disposition gestellt werden.“
Die Ablösung der staatlichen Finanzierung der Landeskirchen und Generalvikariate brachte Cornel Hüsch ebenfalls auf die Themenliste. „Vereinfacht heißt es: Der Staat bezahlt die Bischöfe“, so Hüsch. Vor dem Hintergrund von verschwenderischen Einzelfällen ein gutes Thema. Eberl und Bosbach waren sich einig, dass weder Staat noch Kirchen aktuell zu diesem Schritt der Ablösung bereit seien.
Zum Religionsunterricht an Grundschulen fragte Hüsch: „Hat sich der Einfluss von Kirche auf Schule und Bildung überholt?“ Bosbach: „Der Religionsunterricht hat die gleiche Bedeutung, aber unsere Gesellschaft ist bunter geworden.“ Aus seiner Sicht sei es schade, wenn sich die Kirchen aus den Schulen zurück ziehen würden.
Kämper betonte, dass die Anmeldezahlen an katholischen und evangelischen Bekenntnisschulen belegten, dass auch bei Muslimen die Nachfrage nach werteorientierten Schulen groß sei.
Dies führte zu der Frage: „Wie viel muslimische Kirche verträgt der Staat? „Wir plädieren für muslimischen Religionsunterricht in deutscher Sprache an unseren Schulen, anstelle von der Religionsvermittlung an Koranschulen“, sagte Bosbach. Die Umsetzung scheitere aktuell jedoch noch aus organisatorischen Gründen, erklärte Klaus Eberl.