Abwasser: Tücher verstopfen Pumpen
Teuer und unangenehm: In der Toilette entsorgter Abfall verstopft die Rohre.
Meerbusch. Dirk Purwin, Abwassermeister des Fachbereichs Straßen und Kanäle in der Stadtverwaltung, macht sich Sorgen: Immer häufiger versagen Abwasserpumpstationen im Kanalnetz der Stadt ihren Dienst. „Dass Pumpen verstopfen, kann passieren“, sagt der Techniker. „In der Regel aber laufen die Anlagen über Monate oder Jahre ohne Störfall.“
Die betroffenen Pumpstationen zeigen allesamt das gleiche Symptom: Windeln, Hygiene- oder Pflegetücher — reißfest, elastisch und zu einer zähen Masse verklumpt — legen die Technik lahm. „Die Tücher werden noch feucht in der Toilette entsorgt, bleiben im Kanal liegen, häufen sich an und werden dann mit einer größeren Abwassermenge in die Pumpstation gespült.“
Die Folge: Die Pumpen sind überfordert, setzen sich fest und fallen aus. „Das ist, als wenn sich ein Nylonstrumpf im Ventilator verfängt“, beschreibt Stadtsprecher Michael Gorgs das Bild.
Für die Reinigung hält die Stadt eigens einen Saug- und Spülwagen vor — Kosten 300 000 Euro. Das Fahrzeug ist im Dauereinsatz. In einigen Stationen müssen die Pumpen inzwischen mehrmals pro Woche und selbst an den Wochenenden gereinigt werden, damit es nicht zu Stauungen im Kanalnetz kommt. Auch Nachteinsätze sind für Dirk Purwin und seine Kollegen nichts Ungewöhnliches.
Jüngstes Sorgenkind ist die Abwasserpumpstation Im Rott in Bösinghoven. Hier müssen die Männer der Stadtentwässerung derzeit drei- bis viermal pro Woche verstopfte Technik reparieren, obwohl die Pumpen gerade ein Jahr alt und technisch neuwertig sind.
„Jede Störung führt zu Kosten für die Stadt und damit unweigerlich auch zu höheren Abwassergebühren“, erläutert Matthias Unzeitig, Leiter der Abteilung Stadtentwässerung. Zum finanziellen Aspekt komme die steigende Belastung des Personals: „Die Arbeit ist ekelhaft, gesundheitsschädlich und gefährlich.“ Wegen der hoch belasteten Atemluft im Kanal und in den Pumpstationen sei der Aufwand für die Arbeitssicherheit hoch.
Vorsichtshalber arbeiten immer mehrere Kollegen miteinander. „Wo wir technische Möglichkeiten haben, die Anlagen umzurüsten, tun wir das“, so Unzeitig. „Man muss aber unmissverständlich klarstellen, dass Binden und Hygienetücher nicht ins Kanalnetz gehören, sondern in der grauen Abfalltonne entsorgt werden müssen.“
Auch andere Städte und die Pumpenhersteller kennen das Problem. „Es wird überall immer mehr Trinkwasser gespart, und die Faserstoffe im Abwasser nehmen stetig zu“, stellt Matthias Unzeitig fest. Dadurch steige der Feststoffanteil im Abwasser stetig. Wer Tücher, Windeln oder andere Gegenstände über das Kanalnetz entsorge, riskiere auch, dass sein eigener Hausanschlusskanal verstopft und die eigene Wohnung oder die von Mitbewohnern überflutet wird. „Dann muss der Verursacher für die Kosten und den Schaden selber aufkommen“, unterstreicht Unzeitig.