Literatur: Hasentanz in Hosenträgern
David Norman hat eine Fortsetzung alter Hasengeschichten gezeichnet.
Meerbusch. Der Illustrator David Norman hat ein Büchlein wie in längst vergangenen Zeiten geschaffen, mit festem Einband, leinengebunden, fast quadratisch im Format. Es verströmt den Geruch des vergangenen Jahrhunderts. Wie die Form, so auch der Inhalt: „Das Sommerfest der Hasen“ erzählt in alter Form die Geschichte vom Hasen modern und zeitlos zugleich weiter.
Die Idee kam dem Lanker, Schöpfer des detailverliebten Meerbusch-Posters, schon vor zwei Jahren. „Ich mag einfach die Osterdekorationen und auch die alten Häschen-Geschichten“, erzählt Norman, vor seinem Mac sitzend. Die alte Form aufgreifen und eine neue Geschichte für Kinder zu erzählen — das war die Idee.
Also kleiden sich die Hasen-Männer in Westen und Hosen mit Trägern, stecken Mutter Hase in einer weißen Rüschenschürze und das Töchterchen im Tupfenkleid. „Es hat Spaß gemacht, die Kleidung für die Figuren zu entwickeln“, erzählt Norman. Warum er die Hasen vermenschliche? „So können sie sprechen und für Kinder leichter zur Identifikationsfigur werden.“
Dürer und der Struwwelpeter haben zarte Spuren in den Bildern hinterlassen, die 1920er Jahre, Wilhelm Busch und Fritz Baumgarten haben den Zeichner inspiriert, der auf jeder Seite zu einer kleinen Entdeckungsreise einlädt: Im Häschenladen sind Löwenzahn und Klee fein in Schubladen sortiert, auf dem Jahrmarkt werden vor dem alten Karussell glitschige Tomaten und alte Kohlköpfe als Snack angeboten.
Linke Seite Text, rechte Seite ein formatfüllendes Bild: Das Layout ist altmodisch. David Norman erzählt die Geschichte — die Hasen wollen ein Fest feiern, werden aber vom hungrigen Fuchs bedroht — klassisch in Reimform. „Ich liebe Schüttelreime“, sagt der Ire.
Seit 1983 produziert der selbstständige Illustrator Comics, entwirft Storyboards und Plakate. Nach dem Meerbuscher will er 2013, zum 825. Geburtstag, ein Plakat für Düsseldorf entwerfen, „eine Süd-Nord-Ansicht mit vielen Details“, kündigt David Norman an. Glücklich ist er mit seinem künstlerischen Ausflug in die Vergangenheit. Und das Hasenabenteuer könnte weitergehen: „Es ist eine abgeschlossene Geschichte, aber das Konzept für die Fortsetzung steht.“