Bei dem macht sogar Mathe Spaß
Jürgen Fietze ist Lehrer unterrichtet seit 32 Jahren am Mataré-Gymnasium — und ist bei den Schülern sehr beliebt.
Den klassischen Mathelehrer stellt man sich ein bisschen anders vor als Jürgen Fietze. Etwas ernster, weniger Schalk, der aus den Augen blitzt. Das könnte daran liegen, dass Jürgen Fietze liebt, was er tut. Schon seit vielen Jahren. Die Arbeit als Lehrer, sagt er, habe ihm immer Spaß gemacht. Bis heute. Und das ist immerhin mehr als die Hälfte seines Lebens.
Vor 32 Jahren kam Fietze nach seinem Referendariat an das Mataré-Gymnasium. Es war eine knappe Sache. Weil er an der Sporthochschule auch Tanz und Pantomime studiert hatte, hatte er ein Angebot des Circus Roncalli. Als Lehrer für die Artistenkinder sollte er mit auf Reisen gehen. Kurzfristig kam doch die Zusage aus Büderich. Fietze entschied sich um — und blieb. Seitdem gestaltet er das Gymnasium mit. Durch seine pädagogische Arbeit. Aber auch durch sein handwerkliches und technisches Geschick. „Meine wichtigste Kontaktperson in der Schule war eigentlich immer der Hausmeister“, sagt Fietze. Wenn etwas nicht funktionierte, fachsimpelten die beiden zusammen.
Und auch mit dem Nachfolger seines Freundes trinkt Fietze morgens erstmal einen Kaffee, wenn er schon um kurz vor sieben in Büderich ankommt. „Ich kopiere dann, unterhalte mich mit der Sekretärin und dem Hausmeister. So kann ich entspannt in den Tag reingehen, bevor hier die Hektik ausbricht“, sagt er.
Jürgen Fietze hat alle vier Schulleiter miterlebt, die es seitdem gab. Wolfgang Gewaltig, Andreas Heumann, Jörg Winterwerb und Christian Gutjahr-Dölls. Er hat viele Kollegen in Pension gehen sehen. Nur eine Kollegin ist mittlerweile länger da als er, doch die geht Ende des Schuljahres in den Ruhestand. „Dann bin ich der letzte Dinosaurier“, sagt Fietze und lacht. Seine Fächer sind Mathematik, Biologie und Informatik. Vor allem begeistert den Kölner die Neugierde seiner Schüler. „Wenn die Kinder in Mathe nach eigenen Wegen suchen, zu beobachten, wie sie zu eigenständigem Denken gelangen, das ist immer wieder verblüffend“, sagt er. Dabei habe jede Altersstufe ihren Reiz, das Unterrichten sei ganz unterschiedlich — von den neuen Fünftklässlern bis zu den Abiturienten. „Es wird nie langweilig, jeden Tag gibt es neue Herausforderungen.“ Seine Schüler spüren das: „Herr Fietze ist sehr nett, deshalb macht der Unterricht bei ihm viel Spaß“, findet Gloria aus der 5c. „Außerdem kennt er sich gut in der Schule aus, weil er schon so lange hier ist“, ergänzt Julie.
Julie, fünfte Klasse
In den Jahren hat Fietze aber auch Veränderungen beobachtet: Allgemein seien die Eltern bemühter. Auf der einen Seite kümmerten sie sich mehr um ihre Kinder, auf der anderen Seite fehle den Schülern dann häufig auch Selbstständigkeit. „Es gibt viele Dinge, die Kinder selber lösen könnten“, sagt er. Die Lösungen würden ihnen aber vorweggenommen. Vor allem hat sich auch das Kollegium stark verändert. „Ich war lange das Nesthäkchen. Vor zehn, 15 Jahren gab es dann einen großen Schub, es sind viele junge neue Lehrer gekommen, die auch neue pädagogische Ansätze mit ins Kollegium gebracht haben.“ Doch die Mischung macht’s: Eine gewisse Souveränität, die das Lebensalter und die Erfahrung mit sich bringt, sei auch von Vorteil, sagt Fietze. Grundsätzlich sei das respektvolle Miteinander zwischen den Kollegen aber auch zwischen Schülern und Lehrern am Mataré hervorzuheben.
Höhepunkte waren für Fietze die Musicals, die er mit auf die Bühne gebracht hat. Mary Poppins, Anatevka, Zwergnase. Fietze steht heute zwar nicht mehr selbst auf der Bühne, dafür übernimmt er die Verantwortung für die Bühnentechnik, stellt am Mischpult sicher, dass der Sound stimmt. Auch seine Frau lernte Fietze am Mataré kennen. „Vorher hätte man sagen können, ich war mit der Schule verheiratet.“ Dann verliebte er sich in eine Referendarin. Der Hausmeister war sein Trauzeuge.