Gerd Anders hat eine ungewöhnliche Sammlung Schlüsselsammeln aus Leidenschaft
Gerd Anders aus Osterath besitzt knapp 1700 Kellermeisterschlüssel. Er hat sie im Keller seines Hauses archiviert. Seit über 30 Jahren geht er diesem Hobby nach.
„Zur Kellermeister-Schlüssel-Stube“ steht auf einem in Glas eingerahmten Schild, das sofort ins Auge springt, wenn man das Haus von Gerd Anders in Osterath an der Willicher Straße betritt. Mit Kellermeisterschlüsseln kennt sich Anders, Jahrgang 1943, besonders gut aus. „Früher hingen die im Wohnzimmer über der Couch und waren gängige Geschenke zu Geburtstagen oder Jubiläen“, erzählt der 75-Jährige, der vor seiner Pensionierung als Beamter bei der Bahn angestellt war. Seit mehr als 30 Jahren sammelt er Kellermeisterschlüssel, inzwischen hat er, so glaubt er, alle beisammen: insgesamt knapp 1700.
In seiner „Kellermeister-Schlüssel-Stube“, einem kleinen, mit dämmrigem Licht beleuchteten Kellerraum, bewahrt Anders seine Schätze, sorgsam in Aktenkoffern archiviert, auf. Jeweils auf einem kleinen Brett, das mit einem roten Samttuch überzogen ist, bindet Anders seine Schlüssel fest. Ist das Brett voll, kommt es in einen Koffer. Pro Jahr hatte er oft drei solcher Bretter mit jeweils rund 16 Schlüsseln zusammen. Bevor er sich die Lösung mit den Aktenkoffern überlegte, lagerte er die Schlüssel im Garten. „Dann habe ich von meiner Frau aber zu hören bekommen: ‚Das sieht ja aus wie beim Schrotthändler’“, sagt Anders und lacht.
Borussia Dortmund ist
Anders’ andere Leidenschaft
Im Keller hat er nun sein eigenes Reich. Die Schönheit und die Vielfalt der einzelnen Stücke – das macht für ihn das Sammeln aus. Anders’ andere Leidenschaft ist Borussia Dortmund. Auf der gegenüberliegenden Seite der Aktenkoffer hängt alles voll mit gelb-schwarzen Fan-Artikeln. Mit dem Umzug von Hagen nach Osterath vor siebeneinhalb Jahren habe er aber seine Dauerkarte fürs Dortmunder Fußballstadion aufgegeben.
Sammelleidenschaft begann
1985 auf einem Trödelmarkt
Was man beim ersten Hinsehen nicht vermutet: Hinter den Schlüsseln verbergen sich in Wahrheit Korkenzieher. „Die Kellermeister waren früher für den Wein zuständig und so konnten sie die Kellertür aufschließen und direkt den Wein entkorken“, erklärt Experte Anders, der sich selbst als „Weintrinker“ bezeichnet. 1795 erfand der Engländer Samuel Hershaw den ersten Korkenzieher mit Gewinde.
Die Schlüssel-Korkenzieher waren vor allem in Europa verbreitet. Das schlägt sich auch der Sammlung nieder. „90 Prozent ist aus Deutschland, der Rest aus England, Rumänien, Österreich, Frankreich und den Niederlanden“. Die meisten der Schlüssel sind aus Messing, Edelstahl oder Silber. Aus Frankreich sind auch einige aus Holz dabei.
Angefangen habe die Sammelleidenschaft als purer Zufall. Mit einem Freund sei er in Hagen in einer Kleingartenanlage auf einen Trödelmarkt gestoßen. Das war 1985. „Und da lag auf einem Tisch auf einmal ein Schlüssel, ein Kellermeisterschlüssel“, erzählt der 75-Jährige. Anders kaufte seinen ersten Schlüssel – damals noch für fünf Mark. Als er direkt ein paar Tische weiter noch zwei Schlüssel entdeckte, war seine Sammelleidenschaft geweckt. „So fing das Ganze, an und anschließend bin ich auf die größten Trödelmärkte im Ruhrgebiet gefahren.“
Auf Flohmärkten wird er schon lange nicht mehr fündig. Daher sucht Anders heute im Internet nach Schlüsseln. Dort seien auch einige, die ihre eigenen Sammlungen aufgeben würden. Doch generell ist die Kellermeister-Schlüssel-Community klein. Das bedauert Anders: „Es wäre schön, sich mit jemandem auszutauschen“, sagt er. Da es eine sehr seltene Sammelleidenschaft zu sein scheint, gibt es auch keine Kataloge wie beispielsweise bei Briefmarken oder Münzen. Wie wertvoll seine Sammlung ist, könne er daher nicht feststellen, so Anders. „Aber wenn ich jemanden finde, der mir 50 000 Euro gibt, dann kriegt er die!“ In diesem Jahr hat Anders erst sechs Schlüssel gefunden. „Es gibt keine mehr“, ist er sich sicher. Da seine Kinder die Sammlung nicht weiterführen wollten, will Anders seinen Schatz nun an ein Museum, am liebsten an ein Weinmuseum, abgeben. „Ich stelle mir das schön vor, wenn sie dort alle irgendwo hängen, zumal sie heute kaum noch jemand kennt“, sagt er. Sein Lieblingsstück, einen Messingschlüssel, bei dem drei kleine Schlüsseln eingraviert sind, will er aber behalten.