Soziales Es mangelt an Behinderten-WCs

Die Behindertenbeauftragten Jürgen Simons und Rainer Hansmeyer sehen noch großen Bedarf an Barrierefreiheit in der Stadt.

 Rainer Hansmeyer und Jürgen Simons (v. l.) bemängeln unebenes Pflaster, das für Rollatoren und Rollstühle ungeeignet sei. Auch fehle es an Behindertenparkplätzen.

Rainer Hansmeyer und Jürgen Simons (v. l.) bemängeln unebenes Pflaster, das für Rollatoren und Rollstühle ungeeignet sei. Auch fehle es an Behindertenparkplätzen.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

„Nicht behindert zu sein, ist eine Gabe Gottes, die jederzeit zurückgenommen werden kann“, sagt Jürgen Simons, ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter der Stadt Meerbusch. Wie Rainer Hansmeyer ist er seit einem Jahr Ansprechpartner für Menschen mit Behinderungen. Die Beiden gehen zudem Themen nach, die sie selbst wahrnehmen. „Ein großes Problem sind die fehlenden Behinderten-WCs in Meerbusch“, erklären sie. Nur wenige Restaurants in der Stadt verfügen über solch eine Toilette, die nicht verpflichtend ist.

Aber auch die Stadt selbst kommt nicht gut weg. Weder in der Teloy-Mühle noch im Forum Wasserturm seien barrierefreie Toiletten vorhanden. Sogar beim jetzigen Umbau des Wasserturms sei nicht an die Behinderten gedacht worden. Vorhandene städtische Behinderten-WCs seien außerhalb bestimmter (Verwaltungs-) Zeiten geschlossen oder könnten nur nach Abholung eines Schlüssels bei der Verwaltung geöffnet werden. Dabei gäbe es eine ganz einfache Lösung: den Euro-Schlüssel. Dieser sei für ganz Deutschland genormt und könnte jedem Menschen mit Behinderungen auf Antrag ausgehändigt werden. Natürlich müssten die Toiletten mit dem entsprechenden Schloss versehen sein.

Gerade Kitas und Schulen hätten kaum barrierefreie Zugänge

Ein anderes Ärgernis sei die Nutzung von Behindertenparkplätzen durch nicht berechtigte Fahrzeuge. „Hier müsste mehr kontrolliert werden“, sagen die Zwei. Sie vermissen zudem entsprechende Parkmöglichkeiten am Strümper und Osterather Friedhof, wo der Bedarf groß sei. In Osterath weise zwar ein Schild den Weg zum Behinderten-WC, doch eine Möglichkeit, in der Nähe bevorrechtigt zu parken, gäbe es nicht. „Am Krankenhaus gibt es nur zwei Behinderten-Stellplätze, die nahe am Eingang sind“, monieren sie.

Das sei für eine orthopädische und Rheumaklinik einfach zu wenig. Oft beginne das Problem schon bei den Kindern. Kaum barrierefreie Zugänge zu und in Kindergärten und Schulen haben Simons und Hansmeyer gefunden. Langsam setze jedoch ein Umdenken ein. Die neue Kita in der Nähe des Mataré-Gymnasiums bekomme einen Aufzug. Auch bei der Planung der Bahnunterführung in Osterath seien sie eingebunden gewesen. Sie hätten erreichen können, dass das Gefälle auf den Rampen nicht zu groß sei und die Beleuchtung hell genug für Sehbehinderte.

Nach der Sanierung des Rathauses in Büderich wird es außerdem auf der Gebäuderückseite erstmals einen behindertengerechten Eingang mit Rampe geben. „Wir sind beratend im Sozialausschuss tätig“, ergänzen sie. Positiv sehen sie, dass die Haltestellen in Meerbusch behindertengerecht ausgebaut wurden, und dass das Hallenbad viele Hilfsmittel und große Umkleidekabinen bereit halte.

In Arztpraxen und Geschäften gäbe es seltener Probleme. „Supermärkte, die behindertengerecht sind, können ein entsprechendes Signet bei der Stadt beantragen“, informieren sei. Dazu gehöre allerdings, dass diese eine eigene behindertengerechte Toilette für Kunden hätten. Probleme beim Einkaufen hätten Menschen mit Rollstühlen und Rollatoren jedoch bei Pflasterungen, die buckelig und mit zu breiten Fugen versehen seien. Beispiel: die Lanker Fußgängerzone. Zwar seien rechts und links Bereiche mit gleichmäßigerer Oberfläche gestaltet, doch diese würden oft von Fahrrädern, Verkaufsständen und im Dezember von Weihnachtsbäumen zugestellt, sodass Rollstühle und Rollatoren über die aufgepflasterten Bereiche fahren müssten. „Unser Vorschlag ist, in der Mitte der Fußgängerzone eine ebenerdige Spur zu installieren“, sagen die Behindertenbeauftragten. Sie halten jeden vierten Montag im Monat im Osterather Verwaltungsgebäude eine Sprechstunde ab. Die Resonanz sei jedoch recht gering. Sie sind jedoch auch telefonisch zu erreichen und machen bei Bedarf Hausbesuche. Simons und Hansmeyer helfen auch bei der Ausfüllung von Anträgen.