Hochzeitstermine werden knapp
Ein neuer Trend führt dazu, dass Wochenendtermine im Standesamt bereits lange im Voraus ausgebucht sind.
Die Standesbeamten in Meerbusch beobachten einen eindeutigen Trend: Immer mehr Paare heiraten auch standesamtlich im großen Rahmen, wünschen sich viele Gäste und ein sehr festliches Ambiente. Auch aufwendige Hochzeitskleidung sieht Gabriele Höfges immer häufiger im Trauzimmer am Alten Kirchweg in Büderich. Früher habe die Trauung öfters nur im kleinen Kreis stattgefunden, weil die kirchliche Hochzeit noch bevorstand, die groß gefeiert werden sollte. Doch die Zahl kirchlicher Trauungen ist seit Jahren rückläufig. Der Trautermin beim Standesamt gewinnt dann oft an Bedeutung.
Insgesamt 278 Paare haben sich in Meerbusch im Jahr 2017 das Ja-Wort gegeben. Im Vergleich mit 2016 erscheint das zunächst wenig: Damals hatten 312 Paare standesamtlich geheiratet. Die Gründe dafür waren ein Personalwechsel — eine Standesbeamtin musste ersetzt werden — und eine siebenwöchige Umbauphase, in der unter anderem eine behindertengerechte Toilette eingebaut wurde. Nach der Einführung der „Ehe für alle“ im Oktober 2017 ließen insgesamt sechs Paare ihre eingetragene Lebenspartnerschaft in eine Ehe umwandeln.
Der Kalender ist auch für dieses Jahr schon gut gefüllt: 78 Paare haben Vormerkungen für das erste Halbjahr. Wer in diesem Jahr standesamtlich an einem Samstag heiraten möchte und noch kein Datum vereinbart hat, muss sich beeilen. Denn die Termine an den Wochenenden sind bis auf wenige Ausnahmen bereits ausgebucht. „Wir machen das nach dem Prinzip: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“, sagt Höfges. Nur etwa einmal im Monat bietet die Stadt Trautermine am Wochenende an, und die kosten mehr: eine Extragebühr von 66 Euro wird erhoben. Davon abgesehen ist der Freitag der beliebteste Tag. „Es gibt aber auch Ausnahmen: Für Freitag, den 13. April, hat sich bisher niemand angemeldet“, sagt Höfges.
Seit 31 Jahren ist Gabriele Höfges als Standesbeamtin im Dienst. Noch immer macht es ihr Spaß, ein Teil des Tages zu sein, der für das Hochzeitspaar ein wichtiger ist. Der Vorbereitungsmarathon für die Paare sei dann erledigt, die meisten seien gut gelaunt, oft auch etwas aufgeregt. Im Trauzimmer rücke der Stress und alles andere in den Hintergrund.
Um jeden Termin zu etwas besonderem zu machen, fragen die Standesbeamten, ob die Paare für die Rede persönliche Details angeben möchte. Manche Paare reichen außerdem Musik ein, die bei Einzug, Ringtausch und Ausklang gespielt werden kann, oder engagieren Sänger. Besonders bewegend sei es, wenn Paare sich vor dem Ja-Wort noch etwas sagen möchten, sagt Höfges.
Die Standesbeamtin freut sich über die aufwendigen, genauso wie über einfach gehaltene Trauungen. „Ich finde es wichtig, dass jeder nach seiner Fasson heiraten kann.“ So hat es in Meerbusch auch schon Paare gegeben, die sich mit ihrem Motorradclub nach dem Termin auf die Maschinen schwangen und davon düsten. Oder viele Paare, die zu zweit zur Trauung kamen, und anschließend auch nur ein Essen zu zweit geplant hatten.
Die Trauungen finden in Meerbusch hinter historischen Mauern statt: Das Standesamt befindet sich in der denkmalgeschützten Alten Schule und die ist ein Stück Büdericher Geschichte: Sie wurde in den Jahren 1823 bis 1846 als Dorfschule errichtet und mehrfach erweitert. Auch die heimische Dorfpolizei hatte einst ihre Wachstube hier - sogar mit angebauter Zelle für Bösewichte. Bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts diente das Haus noch schulischen Zwecken. Seit 1992 ist das Standesamt ansässig und zieht auch Hochzeitspaare von außerhalb an: Von den 278 Paaren, die im vergangenen Jahr getraut wurden, stammten 196 aus Meerbusch, 82 kamen aus anderen Städten.