Brauchtum in Meerbusch Karneval fällt in Meerbusch größtenteils aus

Meerbusch. · Die Narren machen in der kommenden Session wegen der Corona-Pandemie eine Zwangspause. Die vier größten Meerbuscher Karnevalsgesellschaften haben bereits jetzt fast alle geplanten Veranstaltungen abgesagt.

Schon weit vor Aschermittwoch ist alles vorbei: Karneval fällt für die bevorstehende Session in Meerbusch weitgehend aus – sehr zum Bedauern der ortsansässigen Vereine. „Es ist ein trauriges Jahr für alle Jecken, aber der gesunde Menschenverstand sagt einem, dass Karneval feiern in der aktuellen Zeit leider nicht möglich ist“, sagt Andreas Bongartz, erster Vorsitzende der Nierster KG Kött on Kleen.

Normalerweise würden jetzt in Nierst die Vorbereitungen für die ersten Festlichkeiten im November auf Hochtouren laufen. Doch schweren Herzens haben sich die Verantwortlichen dazu entschieden, sowohl die Generalversammlung mit der traditionellen Prinzenwahl als auch das Karnevalserwachen abzusagen. Die geplanten Sitzungen und Feste im Januar und Februar stehen ebenfalls mehr als auf der Kippe. „Bützen, Schunkeln, Singen, Tanzen und in der Gemeinschaft gesellig sein – all das, was Karneval ausmacht, funktioniert auf Distanz einfach nicht“, unterstreicht Bongartz. Die bereits bestehenden Verträge mit Künstlern oder dem Zeltwirt wurden um ein Jahr nach hinten verschoben, so dass der KG Kött on Kleen zumindest keine finanziellen Nachteile entstehen. „Wir sitzen ja alle in einem gemeinsamen Boot, daher haben sich alle Parteien sehr kulant gezeigt“, lobt Bongartz.

In diesem Jahr ist die KG Büdericher Heinzelmännchen noch im Düsseldorfer Rosenmontagszug dabei gewesen. 2021 erstmals nicht.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Auch die KG Fettnäpke Osterath muss zumindest keine monetären Verluste beklagen. „Mit den Einnahmen, die wir generiert haben, haben wir sonst ohnehin nur die laufenden Kosten gedeckt. Da in dieser Session nichts stattfindet, hält sich alles die Waage“, berichtet die erste Vorsitzende, Bärbel Mosch. Alle geplanten Veranstaltungen haben die Fettnäpke bereits abgesagt. „Wir hätten gar keine Räumlichkeiten dafür. In der Nussschale wären gerade mal 23 Personen erlaubt, das macht keinen Sinn. Außerdem möchten wir auch nicht das Risiko eingehen, zu einem möglichen Corona-Hotspot zu werden“, sagt Mosch.

Die KG Blau-Weiß Büderich baut an einem Gefährt.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Die Büdericher KG Heinzelmännchen richtet alle zwei Jahre eine Prunksitzung aus – glücklicherweise war die nächste ohnehin erst für 2022 vorgesehen. „Wir haben, was das angeht, Glück gehabt. Trotzdem ist es natürlich sehr schade, dass der Karneval in diesem Jahr ausfallen muss“, sagt Geschäftsführer Michael Marschall. In der Jahreshauptversammlung unterrichtete der Vorstand seinen Mitgliedern, dass er in der bevorstehenden Session weder Veranstaltungen besuchen noch eigene ausrichten werde. „Wir haben eine Verantwortung, gerade unseren älteren Mitgliedern gegenüber, daher wäre das nicht in Ordnung“, findet Marschall. Der Vorschlag des Comitee Düsseldorfer Carneval, den Rosenmontagszug statt durch die Innenstadt durch die Merkur-Spiel-Arena ziehen lassen, stößt bei den Heinzelmännchen auf wenig Gegenliebe. Deshalb haben die Karnevalisten entschieden, sich erstmals seit vielen Jahren nicht mit einem eigenen Wagen an dem Umzug in der Landeshauptstadt zu beteiligen. „Ein Umzug ohne oder nur mit wenig Publikum hat nichts von dem, was man kennt und liebt. Deshalb haben wir dem Ganzen eine Absage erteilt“, sagt Marschall.

Die KG Fettnäpke feiert normalerweise in der Nussschale.

Foto: KG Fettnäpke

Einige Mitglieder der KG Blau Weiss Büderich sind hingegen gerade fleißig dabei, ein Gefährt für den Rosenmontagszug im Februar zu bauen. „Niemand weiß, was in vier Monaten ist. Wir wollen auf alles vorbereitet sind. Und wenn Karneval ausfällt, haben wir eben schon einen fertigen Wagen für das darauf folgende Jahr“, erklärt Geschäftsführerin Jennifer Hermes. Alle übrigen geplanten Aktivitäten wie das Wagenbaurichtfest seien ebenfalls vorerst auf Eis gelegt worden. „Man ist irgendwie hin- und her gerissen. Auf der einen Seite möchte man nicht auf die lieb gewonnene Tradition verzichten, auf der anderen Seite geht die Gesundheit natürlich vor. Dieser Verantwortung sind wir uns bewusst, daher werden wir keinerlei Risiko eingehen“, unterstreicht Hermes. Bei aller Liebe zum Brauchtum sind sich ohnehin alle einig: „Karneval ist für uns eine der schönsten Nebenbeschäftigungen, die es gibt. Aber es gibt weitaus wichtigere Dinge auf der Welt“, sagt Bongartz stellvertretend für alle Jecken. Er ergänzt: „Daher werden wir es verkraften, eine Session darauf zu verzichten – dafür lassen wir es im darauf folgenden Jahr doppelt so stark krachen.“