Königsvogelschießen ohne Präsidenten
Mögliche Knochenmarkspenderin für Hans-Georg Bodewig in den USA gefunden.
Büderich. Wer wird Büderichs neuer Schützenkönig? Und wer steht ihm als Jungschützenkönig und als Ehrenkönig zur Seite? Am kommenden Samstag wollen die Büdericher Sebastianer auf dem Parkplatz am städtischen Hallenbad an der Friedenstraße bei ihrem Königsvogelschießen Antworten auf diese Fragen finden.
Trotz intensiver Gespräche des Schützenvorstands in den letzten Wochen, so berichtet der stellvertretende Vorsitzende Werner Jung, ist die Königsfrage vollkommen offen. Mögliche Anwärter sind noch nicht aus der Deckung gekommen. Um 15.45 Uhr stellt sich der Zug auf der Holbeinstraße auf. Nach der Abschlussparade für die scheidende Majestät Willi X. Vieten, Ehrenkönigin Birte Wienands sowie Jungschützenkönig Christian Beck auf der Friedenstraße beginnen gegen 16.30 Uhr die Schießwettbewerbe.
Einer, der mit dem Schützenwesen eng verbunden ist, wird am Samstag nicht mitfeiern können: der schwerkranke Präsident der Büdericher St.-Sebastianus-Bruderschaft, Hans-Georg Bodewig. Dem fällt der Verzicht schwer: „Ich weiß es noch nicht, aber vielleicht fahre ich am Samstag weg.“ Das gleiche erwägt Bodewig auch für die Pfingsttage, wenn die Schützen das öffentliche Leben im Dorf dominieren — sofern er sich fit genug fühlt.
Ein Hotelbett in Trier ist bereits gebucht, doch möglicherweise wird er das gegen ein Bett in der Uniklinik Düsseldorf tauschen. Das ist für Hans-Georg Bodewig durchaus eine gute Nachricht. Der Schützenpräsident leidet an dem Myelodysplastisches Syndrom (MDS), einer Erkrankung des Knochenmarks.
Gesunden kann er nur mithilfe einer Knochenmarkspende, weshalb die Schützen Ende März eine große Typisierungsaktion organisierten. 800 Spendenwillige haben eine Speichelprobe abgegeben. Ein geeigneter Kandidat für Bodewig war nicht darunter, stellten die Experten des Instituts für Transplantationsdiagnostik der Uniklinik Düsseldorf fest.
Jetzt haben sie möglicherweise einen gefunden. Eine Frau in den USA stimme zu 90 Prozent mit ihm überein, erzählt Bodewig. Sie werde jetzt akribisch untersucht, am Ende im besten Fall Knochenmark entnommen und zur Uniklinik nach Düsseldorf geflogen.
„Ich weiß nicht, wann das sein wird“, sagt Bodewig. Angesichts seiner zuletzt „miesen Blutwerte“ und der Tatsache, dass er „praktisch permanent in der Klinik“ sei, hofft er, dass es nicht allzulange dauert. Seine Hauptbeschäftigung zurzeit: „Warten, warten und warten“, sagt er.
Der Humor ist ihm dabei nicht abhanden gekommen. „Für die Spritzenkur, die ich derzeit erhalte, könnte man sich auch ein Auto kaufen. Da kriegt man schon was Vernünftiges“, kommentiert er die hohen Kosten seiner Behandlung ironisch.
Viel Geld haben auch die durch seine Erkrankung aufgerüttelten Meerbuscher in die Hand genommen: Rund 26 000 Euro sind bisher für die Arbeit der Knochenmarkspenderzentrale aufs Schützen-Spendenkonto geflossen.