Meerbusch und sein leidiges Verkehrsproblem

Die Stadt erstickt im Verkehr. Kein Wunder, hat Meerbusch doch die höchste Pkw-Dichte im Land. Doch wie lässt sich die Situation verbessern? Damit befasst sich die Serie „Mobil in Meerbusch“. Zum Auftakt spricht Michael Assenmacher über Stau-Ursachen und Lösungsideen.

Die Stadt erstickt im Verkehr — die Erkenntnis ist nicht neu, den Meerbuschern wird sie aber jeden Tag aufs Neue bewusst. Die Anwohner der Uerdinger Straße ächzen unter der hohen Lkw-Belastung, auf der Düsseldorfer Straße gibt es kein Durchkommen. 96,25 Lebenstage verbringt der Meerbuscher in seinem Berufsleben im Schnitt an den Ampeln auf der Düsseldorfer Straße.

Dabei ist ein Großteil des Problems hausgemacht. Mit einer Pkw-Dichte von 0,63 pro Einwohner ist Meerbusch landesweit führend, das Auto ist das beliebteste Fortbewegungsmittel in der Stadt. Die hohe Anzahl von 15 000 Auspendlern — vornehmlich nach Düsseldorf, Neuss und Krefeld — tut ihr Übriges.

Wie aber lässt sich das Problem in den Griff bekommen? Was können Politik, Verwaltung und Verkehrsunternehmen, vor allem aber auch die Bürger selbst tun, um nicht irgendwann tatsächlich zwischen Blechlawinen festzustecken? Und wie lässt sich das Bus- und Bahnfahren attraktiver machen? Die Serie „Mobil in Meerbusch“ beschäftigt sich in den kommenden Wochen mit dem Thema.

Zum Auftakt äußert sich Michael Assenmacher zum Thema. Der Technische Beigeordnete im Meerbuscher Rathaus sagt in Bezug auf den Autoverkehr: „Der Leidensdruck ist offenbar noch nicht groß genug, weil wir es uns jeden Tag antun, auf der Düsseldorfer Straße im Stau zu stehen, während die K-Bahn, mit der wir viel schneller vorankämen, an uns vorbeirauscht.“

Tatsache ist: Meerbusch hat Verkehrsprobleme, und eines davon heißt Düsseldorf. Dort arbeiten, das ist keine Überraschung, viele Menschen aus der Region. Meerbusch, sagt Assenmacher, habe in diesem Zusammenhang allerdings eine Art Trichterfunktion. „Viele Autofahrer, die zum Beispiel aus Norden über die A 57 kommen und auf die A 52 in Richtung Düsseldorf wollen, fahren bereits in Lank oder Bovert ab, um über Strümp beziehungsweise die Meerbuscher Straße nach Düsseldorf reinzukommen. In der Konsequenz sind die Moerser Straße und die Düsseldorfer Straße morgens und abends dicht“, erklärt Assenmacher: „Natürlich sind da auch Meerbuscher unter denen, die den Stau verursachen, wir haben aber auch jede Menge Durchgangsverkehr.“

Also was tun? Die Verwaltung hat ein Fahrradwegekonzept erstellt, das dem Rat beziehungsweise dem Planungsausschuss nach den Sommerferien vorgestellt werden soll. „Der Fahrradverkehr in Meerbusch ist schon attraktiv, aber es sind auch noch Verbesserungen möglich“, sagt Assenmacher: „Für das Konzept ist das gesamte Stadtgebiet untersucht worden. Politik und Verwaltung haben den Willen, da etwas zu tun, die Frage ist nur, ob das Konzept, wenn wir es in vier, fünf Jahren umgesetzt haben, von der Bevölkerung tatsächlich auch angenommen wird. Wir als Verwaltung können da nur appellieren“, betont der Beigeordnete.

Michael Assenmacher, Technischer Beigeordneter

Zum Beispiel an Eltern, die ihre Kinder konsequent mit dem Auto bis vor die Tür der Schule fahren. „Das Schulwegenetz ist für Fahrradfahrer gut ausgebaut, wir haben kaum Schulwegunfälle, und auch der ÖPNV-Schulverkehr funktioniert“, sagt Assenmacher: „Jedenfalls werden alle weiterführenden Schulen von allen Ortsteilen aus angefahren.“

Ein Plan, an dem die Verwaltung ebenfalls arbeitet: den „Park and Ride“-Parkplatz an Haus Meer mehr in den Fokus zu rücken. „Die Rheinbahn hat die Auslastung des Platzes ausgewertet und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die nur bei 50 Prozent liegt“, sagt Assenmacher. „Die Frage ist: Woran liegt es, dass die Leute an dieser Stelle nicht umsteigen? Das Angebot ist da, die K-Bahn fährt im Zehn-Minuten-Takt. Also: Liegt es am Preis, am Angebot?“ Das versuche man derzeit herauszufinden. „Ich kenne auch Verkehrsverbünde, in denen die Unternehmen Geld für Jobtickets dazugeben“, sagt Assenmacher: „Da sind wir als Kommune natürlich außen vor, da muss man die Unternehmen ansprechen, und da ist unser Problem wieder: Die Firmen sitzen in Düsseldorf.“

Was die Stadt Meerbusch auch will: gemeinsam mit der Rheinbahn und Straßen NRW sogenannte Busbeschleunigungen einführen. „Wir können hier, zum Beispiel entlang der Moerser Straße, keine Busspur anlegen, dafür fehlt der Platz“, erklärt Assenmacher: „Aber wir können es so regeln, dass die Buslinien Vorrang haben, also an den Ampeln über Sensoren quasi eine grüne Welle für Busse geschaltet wird. Die Leute sagen nämlich: Wenn der Bus genauso lange im Stau steht wie das Auto, dann fahr’ ich doch lieber mit dem Auto.“

In Büderich sind für den gelernten Architekten Mini-Kreisverkehre, die für Lkw und Busse überfahrbar sind, eine Möglichkeit, das Vorankommen zu verbessern. „Ich habe diesbezüglich schon Gespräche geführt, aber andere Bundesländer sind, was Kreisverkehre betrifft, viel offener als Straßen NRW“, sagt Assenmacher: „Trotzdem könnte man an bestimmten Stellen testweise einfach mal die Ampelanlagen ausstellen, einen Kreisverkehr mit Pylonen abstecken und schauen, was passiert.“

Die Zeiten, in denen für Büderich unproblematisch eine Umgehungsstraße hätte gebaut werden können, seien jedenfalls vorbei, so der Beigeordnete. „Wir sind durch Naturschutzgebiete eingeschränkt. Eine solche Straße durchzuplanen und zu finanzieren, würde 30 bis 40 Jahre dauern. Wir brauchen aber jetzt Lösungen.“