Generalsanierung an der Dorfstraße Sanierung des Alten Rathauses beginnt
In einem knappen Jahr sollen die Sanierungsarbeiten, die 1,5 Millionen Euro kosten, abgeschlossen sein.
Die weiße hölzerne Tür stammt aus dem Jahr 1903, die graue Plastik-Türklinke wurde vermutlich Ende der 80er Jahre montiert. „An einer solchen Kombination erklärt sich der gesamte Bau“, sagt Ruth Eichmann. Denn das historische Rathaus, Baujahr 1901, wurde bis in die 1960er oder 80er Jahre immer wieder umgebaut, dabei verdeckten immer wieder neue Schichten von Tapeten, Teppichen oder Linoleum die Geschichte dieses eigentlich wunderschönen Denkmals. Und genau diese Schichten wurden in den vergangenen Wochen und Monaten Stück für Stück abgetragen. Die Architekten entdeckten zum Teil viele Details, die den Ursprung des Gebäudes verschandelten. Ornamentbemalung im alten Ratssaal? Für Maler, Tapezierer und Heizungsbauer vor Jahrzehnten kein Thema. Einfach drüber malen und in die Wände die Schlitze für die Heizungsrohe schlagen. Von der ehrwürdigen Wandgestaltung blieb nicht viel übrig. Die Motive auf den Wänden kann man heute nur noch erahnen. An der einen Seite waren vermutlich die Ratsherren aufgemalt, an der anderen der Alte Kirchturm. Die Bilder lassen sich nicht wieder herstellen, es gibt keine alten Belege, wie sie ausgesehen haben.
Mosaikfliesen im Flur
sollen erhalten werden
Claus Klein, Leiter des Bereichs Immobilien innerhalb der Stadtverwaltung, kann auch immer nur wieder mit dem Kopf schütteln. „Unter dem Fußboden im Flur haben wir tolle Mosaikfliesen entdeckt, die wir wieder herstellen wollen.“ Treppe und Geländer im Flur sind ebenfalls historisch und werden aufbereitet. An den Wänden in den Büros wurde ein grüner Anstrich entdeckt, der vermutlich fast 100 Jahre alt ist. Kleins Fazit: „Die Sanierung des kompletten Gebäudes war schon längst überfällig.“
Die Decken im gesamten Gebäude sind eine Geschichte für sich: Als die Deckenverschalung demontiert war, entdeckten die Handwerker eine historische Holzbalkendecke, die vermutlich auch 1901 oder 1903 installiert worden ist. Strohdecken, Lehm und alte Spalierlatten machten das Deckensystem komplett. Hier entdeckten die Architekten auch gewölbte preußische Kappendecken.
Vier Türen in einem Raum mit vier verschiedenen Raumhöhen, keine barrierefreie Toilette, kein Schall- oder Brandschutz, veraltete Technik für Belüftung oder Telekommunikation: All das wird nun von Grund auf saniert. Nachdem Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage und ihr Stab im vergangenen Frühjahr ausgezogen waren, wurde das Haus erst einmal leer geräumt, Schutt abgetragen und letztendlich bis auf die Grundmauern entkernt. Alle Arbeiten wurden mit den Denkmalschützern abgestimmt. Sowohl die Obere als auch die Untere Denkmalbehörde wurden eingeschaltet und um Rat gefragt, es wurde ein denkmalpflegerisches Gutachten erstellt. Was ist historisch, was ist neueren Datums?
Die Stadt Meerbusch bekommt für die Baukosten keinen Zuschuss
„Wir haben sogar Kratzspuren von den Wänden genommen, um heraus zu bekommen, wie alt die Farben sind“, erzählen Klein und Eichmann. Nachdem ein Antrag auf Zuschuss und Fördermittel abgelehnt worden war, wusste die Stadt, dass sie die veranschlagten 1,5 Millionen Euro selber übernehmen muss. Anfang des Jahres wurden die Bauarbeiten ausgeschrieben, Baustart sollte der 1. Juli sein. Mit viel Glück habe man alle Firmen für 15 Gewerke zusammen bekommen, so Klein. Er hat bereits mehrfach an anderen Baustellen erfahren, dass der Boom in der Baubranche es der Stadt sehr oft schwer macht, brauchbare Angebote von Firmen zu bekommen. Aber jetzt wird gearbeitet: Am Freitag wird Beton für das Fundament eines gläsernen Besprechungsraums an der Rückseite gegossen, nächste Woche die Fassade eingerüstet. Im Frühsommer soll alles fertig sein.