Psychologin rät von Geld für gute Noten ab

Heute gibt es Halbjahreszeugnisse. In vielen Meerbuscher Familien gibt es Bares für eine Eins.

Viele kennen es aus ihrer eigenen Schulzeit. Gab es Zeugnisse, durfte man sich auch über einen kleinen Obolus der Eltern oder Großeltern freuen. Bei den Formen der Zeugnis-Prämierung sind allerdings keine Grenzen gesetzt. In vielen Familien wird immer noch klassisch nach einer festen Staffelung pro Note abgerechnet. Andere belohnen ihre Sprösslinge hingegen mit einen gemeinsamen Familienausflug. Doch ist es überhaupt ratsam, Zeugnisgeld zu zahlen oder die schulischen Leistungen des Kindes zu prämieren?

Jutta Bellen, Leiterin des Schulpsychologischen Dienstes des Rhein-Neuss-Kreises, rät davon ab, Zeugnisgeld zu zahlen. „In vielen Familien ist Zeugnisgeld natürlich nicht wegzudenken“, sagt sie. „Ich halte es jedoch für sinnvoller, Kinder mit einer gemeinsamen Aktivität wie einem Kino-Besuch zu belohnen, anstatt ihnen etwas Materielles zu schenken. Wenn sie bei der Auswahl des Ausflugs zudem mitbestimmen können, macht man ihnen auch deutlich, dass es in diesem Fall etwas Besonderes ist.“

Oftmals reiche das gezahlte Taschengeld schon aus. „Und gemeinsame Zeit ist in vielen Familien Mangelware“, sagt sie. Laut Bellen sollten bei der Zeugnis-Belohnung zudem die Anstrengungen des Kindes stärker in den Blick genommen werden. „Hat das Kind Lern- und Leistungsbereitschaft in der Schule gezeigt, sollte diese Anstrengung zum Beispiel angemessen belohnt werden“, sagt sie. Dies sei sinnvoller, als nur die am Ende auf dem Zeugnis stehende Note als Maßstab zu nehmen. Nach der sogenannten Kids-VerbraucherAnalyse erhielten im Jahr 2015 übrigens 41 Prozent der Kinder in Deutschland Geld für gute Noten.

Die Leiterin des Schulpsychologischen Dienstes sieht auch noch einen weiteren Vorteil darin, ein gutes Zeugnis lieber mit einer gemeinsamen Aktivität zu prämieren. „Das Zahlen von Zeugnisgeld führt auch dazu, dass sich Kinder mit Geschwistern und Freunden vergleichen“, sagt sie. Diese Gefahr bestehe bei einem gemeinsamen Ausflug hingegen nicht. Der Schulpsychologische Dienst bietet heute auch wieder Schülern, Erziehungsberechtigten und Lehrkräften ein Zeugnistelefon an. Bei Fragen, Sorgen und Ängsten im Zusammenhang mit den Zeugnisnoten nehmen erfahrene schulpsychologische Fachkräfte unter der Telefonnummer 02131/928 4070 die Anrufe vertraulich entgegen.