Schwimmkurs für benachteiligte Kinder in Meerbusch Vom Nichtschwimmer zum Seepferdchen
Meerbusch · Der OBV und der Soroptimist-Club haben einen Schwimmkurs für Kinder aus benachteiligten Familien ermöglicht.
Inzwischen fällt den Grundschulkindern der Sprung ins Wasser leicht, sogar vom Dreimeterbrett. Ohne zu zögern tauchen sie nach Ringen und toben auf einer großen Schwimmmatte. Vor zwei Wochen sah das noch ganz anders aus, denn die Mädchen und Jungen aus Meerbuschs Grundschulen, die in den ersten Wochen der Sommerferien an diesem besonderen Schwimmkurs teilgenommen haben, hatten vorher wenig Erfahrungen im Schwimmbad, teils sogar Angst vor dem Wasser.
Nachdem sie sich im vergangenen Jahr des Projekts angenommen haben, unterstützen auch in diesem Jahr die Mitglieder des Meerbuscher Soroptimist International-Clubs den kostenlosen Schwimmunterricht während der Sommerferien. Die Teilnehmer sind Kinder mit besonderem Bedarf, die noch nicht schwimmen können und bei denen nicht zu erwarten ist, dass sich die Eltern darum kümmern. Sie kommen teils aus sozial schwachen oder geflüchteten Familien.
„Es ist erschreckend, wie viele Kinder nicht das Schwimmen lernen“, sagt Jana Schütt vom SI-Club Meerbusch. Und die Club-Vorsitzende Svea Kordt ergänzt: „Dabei gehört das Schwimmen zu den Grundkenntnissen des Lebens.“ Denn immer wieder kommt es vor, dass Kinder und Jugendliche ohne ausreichende Schwimmausbildung trotzdem ins Wasser gehen – teils kommt es dabei zu Unfällen.
Und das Schulschwimmen mit rund 20 Minuten Wasserzeit pro Woche reicht nicht immer aus, um die notwendigen Kompetenzen zu vermitteln, vor allem nicht in großen Gruppen mit gemischten Vorkenntnissen. Das sagt Elisabeth Funke vom pädagogischen Verein OBV. Dieser organisiert gemeinsam mit dem SI-Club den Schwimmkurs und hat auch über den Kontakt mit den jeweiligen Eltern die Kinder ausgewählt, bei denen der Bedarf am größten ist.
Schwimmclub möchte
das Projekt fortsetzen
18 Jungen und Mädchen – dem SI-Club liegt besonders viel an der Förderung von Frauen – haben in den vergangenen zwei Wochen ihre Angst vor dem Wasser abgelegt. Die Stadt hat für die beiden Kurse die Nutzung des Meerbads kostenlos ermöglicht, den Unterricht leitete Schwimmlehrerin Gabriela Antony. Sie zeigt sich am letzten Tag des Kurses sehr zufrieden mit der Leistung ihrer Schüler. „15 von 18 Teilnehmern haben das Seepferdchen erreicht“, so Antony. Dieses Frühschwimmerabzeichen erfordert einen Sprung vom Beckenrand, 25 Meter Schwimmen und das heraufholen eines Gegenstandes mit den Händen aus schultertiefem Wasser. Viele der Kinder schaffen nach den zwei Wochen Unterricht schon mehr und springen furchtlos vom Dreimeterbrett.
Aber das Abzeichen ist nicht das wichtigste, sind sich die Organisatorinnen sicher. Jana Schütt sagt: „Der Kontakt mit dem Element Wasser gibt so viel Sicherheit. Wenn sie jetzt mal in einer entsprechenden Situation sind, wissen sie sich zu helfen und geraten nicht in Panik – so ein Kurs kann Leben retten.“
Dazu kommt auch abseits des Schwimmens die Komponente Selbstbewusstsein, führt Svea Kordt aus. „Allein das Erfolgserlebnis lässt sie ganz anders durch das Leben gehen. Das ist wertvoll für die künftige Entwicklung.“
Und genau deswegen will der Meerbuscher SI-Club das Projekt fortsetzen. Im vergangenen Jahr haben die Frauen bereits Kurse in den Sommer- und Herbstferien ermöglicht. Auch dieses Jahr im Oktober soll es nach Möglichkeit weitergehen. Dafür ist der Verein aber auf Spenden angewiesen, die in den kommenden Wochen und Monaten eingesammelt werden sollen. „Wir würden uns wünschen, diesen Schwimmkurs zu einer festen Institution in allen Ferien machen zu können“, sagt Kordt. „Der Bedarf ist auch in Meerbusch auf jeden Fall da.“ Denn noch immer sind die Kenntnislücken, die der ausgefallene Schwimmunterricht während der Corona-Pandemie hinterlassen hat, noch nicht geschlossen.
Spaß und Erfolg sind den Teilnehmern dieses Kurses anzusehen. Sie schwimmen auch nach Ende des Unterrichts ein paar Runden.