Basilika St. Quirin - Ehrlichen Sinnes zwei schöne Kerzen

Zu Beginn der Festwoche wurde wieder das Gelübde von 1475 erfüllt.

Neuss. Ein solcher Auftakt der Quirinusoktav war selten: Am Sonntag fielen beim Lateinischen Hochamt in der Basilika St. Quirin gleich drei Ereignisse zusammen. Das Kolpingwerk Neuss-Zentral feierte sein 160-jähriges Bestehen. Traditionell erfüllten die Heimatfreunde das Gelübde aus dem 15. Jahrhundert und überbrachten Kerzen für den Quirinusschrein. Und schließlich stellte Oberpfarrer Guido Assmann die Basilika-Insignien vor, die nun auch sichtbar den vor gut zwei Jahre verliehenen Titel für die Kirche St. Quirin verdeutlichen.

Zum Ende des Jubiläumsjahres 2009 — 800 Jahre zuvor war mit dem Bau von St. Quirin begonnen worden — hatte Erzbischof Joachim Kardinal Meisner im vollbesetzten Quirinusmünster bekanntgegeben, dass Papst Benedikt XVI. die Neusser Hauptkirche zur päpstlichen Basilika erhoben habe. Am Sonntag nun wurden die beiden Insignien präsentiert, die das verdeutlichen: zum einen ein verzierter Tragestab mit einer Glocke, dem päpstlichen Zeichen Petrusschlüssel und der Papstkrone sowie dem Quirinusschild, zum anderen ein Prozessionsschirm in den Farben Gold und Rot.

Zudem erfüllten Mitglieder Heimatfreunde ein vor langer Zeit dem Stadtpatron gegebenes Gelübde. Damals, im Jahr 1475, belagerten die Truppen des Burgunders Karls des Kühnen die Stadt. Neuss war verwickelt in weitreichende Auseinandersetzungen zwischen Kaiser und Kölner Erzbischof sowie dem Burgunder und dem Erzbischof von der Pfalz. Seit Monaten hielten die Truppen — die Rede ist von bis zu 20 000 Mann — die durch Mauer und sechs Tore gut geschützte Stadt umzingelt.

Deren Lage wurde zunehmend verzweifelter. Als es Soldaten gelang, das Rheintor an der Stelle der Rheinstraße zu beschädigen, zogen die Einwohner in einer feierlichen Prozession, zu dem sie den Quirinusschrein mittrugen, zum Tor. Dort legten sie das Gelübde ab, das der Augenzeuge Christian Wierstraet in seiner Chronik überliefert hat: „ . . .geloben dir, reiner Märtyrer, von nun an bis in ewige Zeiten, auf daß du uns Freude senden wollest, ehrlichen Sinnes zwei schöne Wachskerzen, die auf dem Thron vor deinem Heiligtum während der hohen Messen der Pfarrgemeinde alle Tage mit Gewißheit brennen sollen.“ Als kurz darauf ein Reichsheer anrückte, zogen sich die Belagerer zurück.

Das Gelübde geriet irgendwann in Vergessenheit, erst Oberpfarrer Hans-Dieter Schelauske ermunterte die Heimatfreunde, es wieder zu erfüllen. Seit Jahren überbringen sie zu Beginn der Quirinusoktav „ehrlichen Sinnes“ die Kerzen. Die Oktav endet am kommenden Sonntag mit der Schreinprozession.