Dormagener Jusos lehnen die Große Koalition ab
Die Jungsozialisten fordern von der Parteispitze einen Neuaufbau in der Opposition.
Dormagen. Die Jungsozialisten der Dormagener SPD blicken mit Spannung auf den Sonderparteitag am Sonntag. Ihre Erwartungshaltung an die Delegierten ist klar: Sie wollen, dass es keine Koalitionsverhandlungen mit CDU/CSU gibt. „Es geht um die Glaubwürdigkeit der SPD“, sagt Sabrina Nielson. Die 22-Jährige gehört dem neuen Führungs-Trio der Jusos an, das seit einigen Wochen im Amt ist und sich die Leitung teilt. „Wir haben bei der Bundestagswahl eine eindeutige Botschaft der Wähler bekommen — wie deutlich muss ein Ergebnis denn noch ausfallen?“, fragt Gerrit Burdag (29). Sie sehen ihre Haltung in der zurückliegenden Groko bestätigt. „Die öffentliche Wahrnehmung ist doch so: Die guten Dinge hat Angela Merkel entschieden, die Themen, die bei den Menschen nicht so gut ankamen, hat die SPD mitgetragen.“
Mit Stolz verfolgen sie die Protestbewegung innerhalb der SPD gegen eine Große Koalition, weil sie auf Bundesebene von der Jugendorganisation um ihren Vorsitzenden Kevin Kühnert angeführt wird. „Er ist eloquent und hat die richtigen Argumente, er macht das sehr gut“, sagt Nielson, die bei Ineos das Duale Studium International Management absolviert. Vor Ort in Dormagen haben die Jungsozialisten, die nach ihrer Neuformierung mit Schwung in die politische Arbeit gegangen sind, auch viel Kritik am SPD-Kurs von Martin Schulz gehört. „Vor allem von Jüngeren, während ältere Bürger, mit denen wir gesprochen haben, sich in einer Großen Koalition offenbar sicherer fühlen“, sagt Burdag. Die Jusos sind sich einig: „In der Rolle der größten Oppositionspartei sind wir glaubwürdiger und können dort den notwendigen Erneuerungsprozess einleiten.“ Ihrer Meinung nach wäre eine Minderheitsregierung eine Lösung.
Nielson, Burdag und der 20 Jahre alte Lehramtsstudent Laurenz Tiegelkamp wollen den Dormagener Jusos neues Leben einhauchen. Auf die klassische Vereins-Rangfolge mit Vorsitzendem, Stellvertreter, Geschäftsführer und so weiter legen sie keinen Wert. „Wir sind ein Team“, sagt Burdag. Er ist mit 29 Jahren der Älteste und Erfahrenste des Trios. Der Lehrer an der Friedensschule sagt. „Wir setzen auf Verantwortungs- und Arbeitsteilung. Wir brauchen nur ein paar Leute, die einfach anpacken.“ Junge Leute in Dormagen für Politik zu interessieren, überhaupt in die politische Diskussion mit ihnen zu kommen, das wollen die Drei erreichen. Und konkret etwas für Jüngere tun. Erfahren in Jugendarbeit sind alle drei. „Wir haben in diesem Jahr einiges vor“, sagt Tiegelkamp. Eine Idee ist, im Skaterpark ein Event mit DJ auszurichten. Nielson: „Es gibt in Dormagen eine ganze Reihe von für Kinder und Jugendliche interessante Orte, die besser genutzt werden könnten.“