Pfarrgemeinderat steht vor dem Aus
Grimlinghausen. Der Pfarrgemeinderat als Laiengremium in den Kirchengemeinden hat offenbar ausgedient. Zumindest im Seelsorgeverband „Rund um die Erftmündung“. Dort soll am Sonntag ein alternatives Modell für diese vier „Apostelgemeinden“ diskutiert und dazu der Begriff „Freiwilligkeit“ neu definiert werden.
Statt ihre Zeit in Gremien zu verbringen, deren Arbeit sie nur zum Teil interessiert, sollen sich die Gemeindemitglieder projektbezogen engagieren können. Die Versammlung beginnt um 11.15 Uhr im Pfarrsaal von St. Cyriakus.
Das Modell setzt auf eine Abschaffung des Pfarrgemeinderates, nachdem im Spätherbst die Wahlen zu diesem Gremium wegen Kandidatenmangel abgesagt werden mussten. Das gemeindeübergreifende Gremium ist auf Drängen des Kölner Erzbischofs geschäftsführend bis zu einer erneuten Wahl im Amt geblieben. Die soll im Mai stattfinden. Doch weil absehbar sei, so Diakon Matthias Godde, dass sich auch in dieser Verlängerungsfrist nicht die erforderlichen zwölf Kandidaten finden werden, schlägt das Pastoralteam eine auf einer Klausurtagung entwickelte Alternative vor. Die wird nicht ohne Strukturen auskommen. Das neue Modell muss mehrschichtig sein, denn am „Vor-Ort-Prinzip“, das sich in der Arbeit der Ortsausschüsse ausdrückt, wird festgehalten. Allerdings gibt es auch auf dieser Ebene Schwierigkeiten. So hat sich zum Beispiel der Ortsausschuss in St. Cornelius (Erfttal) gerade mangels Masse aufgelöst.
Auf Ebene der einzelnen Gemeinden soll an die Stelle dieser Ortsausschüsse ein Gremium treten, das aus mindestens zwei bis drei Mitgliedern besteht. Diese „Kümmerer“ bereiten die Sitzungen im wesentlichen vor und nach. Was entschieden und vor allem geplant wird, hängt von den Gemeindemitgliedern ab, denen die Sitzungen künftig offen stehen sollen. Sie sind eingeladen, Ideen einzubringen und sich in Projekten zu engagieren — ohne sich dafür über Jahre durch ein Wahlamt zu binden. Um die pastoralen Belange des gesamten Seelsorgerverbundes im Blick zu behalten, soll — vielleicht durch Delegierte aus den Ortsgemeinden — eine Arbeitsgruppe gebildet werden, die nur noch zweimal im Jahr tagt und ebenfalls für alle anderen Gemeindemitglieder offen ist. Dort werden übergeordnete Themen wie Messzeiten, Ökumene oder das Projekt „Gemeindegrab“ diskutiert. Das meiste andere, so Godde „regelt sich vor Ort“.
Die vier „Apostelgemeinden“ sind beim Thema Pfarrgemeinderatswahl keine Ausnahme. In fast jedem vierten Seelsorgebezirk bistumsweit musste die Wahl ausfallen und in den Mai verschoben werden. Die Gründe dafür sind vielfältig. Godde glaubt, dass Wahlämter mit langen Amtszeiten zunehmend unattraktiv werden. Hinzu kommt, dass das Reservoir, aus dem früher Kandidaten für die Gremienarbeit geschöpft wurden, immer kleiner wird. Gliederungen wie die KAB oder Kolping überaltern, die Zahl der Mitglieder in den Jugendgruppen schrumpft — und nur noch jeder zehnte Katholik ist als regelmäßiger Kirchgänger ansprechbar.