Dormagener verlieren am Ende die Geduld und das Spiel
Handball-Zweitligist schließt beim 24:26 gegen Wilhelmshaven Angriffe überhastet ab. Zum Schluss fehlen dem TSV auch personelle Alternativen.
Dormagen. Eigentlich war nach 80 Sekunden klar, wohin dieses Spiel laufen würde. Denn genau so lange durfte der Wilhelmshavener HV seinen ersten Angriff ausspielen, ehe Rene Drechsler zum 1:0 für den Zweitliga-Aufsteiger traf. So wird Handball zum Geduldsspiel — und weil der TSV Bayer Dormagen ganz am Ende die Geduld verlor, kassierte er mit dem 24:26 (13:13) nicht unverdient seine erste Saisonniederlage.
Diese machte eines deutlich: Mit dem schmalen Kader werden die Dormagener ihre zweite Spielzeit in der eingleisigen Zweiten Bundesliga nicht erfolgreich durchstehen. Denn die Gäste hatten nicht nur zwei Mann mehr auf dem Spielbericht stehen, diese zwei machten in der Schlussphase auch den Unterschied aus.
Tobias Plaz, Co-Trainer des TSV
Während TSV-Trainer Jörg Bohrmann nach der dummen Roten Karte für Johnny Eisenkrätzer (54., dritte Zeitstrafe nach Revanchefoul am Ex-Dormagener Moritz Barkow) keine Alternative mehr hatte, um das Dormagener Angriffsspiel zu beleben, konnte sein Kollege Christian Köhrmann in Lukas Kalafut und Matej Kozul zwei frische Kräfte aufs Parkett schicken. Ihre drei Treffer ließen in einem Vergleich zweier nahezu gleichwertiger Mannschaften das Pendel zugunsten der Gäste ausschlagen.
Im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen erfolgreichen Partien zeigten die Dormagener dieses Mal Schwächephasen, die den Sieg kosteten — auch wenn sie vor 1391 Zuschauern keineswegs enttäuschten. „Es waren Kleinigkeiten, die den Ausschlag gegeben haben“, stellte Jörg Bohrmann nach den sechzig Minuten auf taktisch hohem, wenngleich nicht allzu unterhaltsamen Niveau fest.
Dafür zeichneten in erster Linie die Gäste verantwortlich, die das Gegenteil eines Handballs mit Hurra-Stil zeigten: Lange, mitunter im Stehen vorgetragene Angriffszüge und eine kompromisslose 6:0-Deckung waren genau das richtige Rezept, um den Handball Marke Bayer nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. „Wir sind nicht zu unserem Tempospiel gekommen“, sagte Co-Trainer Tobias Plaz. Es war so eine Art Zermürbungstaktik, mit der die Wilhelmshavener zu Werke gingen.
Dazu gehörten auch Provozieren und Lamentieren: Der nach der Pause angeschlagen auf der Bank gebliebene Oliver Köhrmann, die Zwillinge Janik und Steffen Köhler, der eingewechselte Barkow — sie befanden sich in einem ständigen Dialog mit den Schiedsrichtern oder texteten ihre Gegner zu. Irgendwann zeigten die Dormagener Nerven, ließen sich wie Johnny Eisenkrätzer zu Revanchefouls hinreißen oder schlossen wie Marian Basic die Angriffe viel zu früh und daher zu unpräzise ab.
„Wir haben ein, zwei Bälle weggegeben, die tödlich waren“, monierte Bohrmann, „und wir haben zu viele freie verworfen.“ Das vor allem in der Schlussphase, als ihnen die Zeit weglief und WHV-Schlussmann Adam Weiner ihnen mit drei Paraden in den letzten fünf Minuten endgültig den Zahn zog.
Trotzdem hätten die Hausherren die Partie gewinnen können, als sie nach 44 Minuten aus einem 15:17-Rückstand (36.) eine 19:17-Führung gemacht hatten. „Da haben wir es versäumt, den Sack zuzumachen“, sagte Linkshänder Peter Strosack.