Gipfeltreffen bei den Elephants
Der Spitzenreiter der Regionalliga erwartet heute den Verfolger aus Münster. Ein wichtiger Akteur fehlt.
Grevenbroich. In rund einem Vierteljahrhundert in diesem Job hat Hartmut Oehmen schon so manchen Rückschlag verdaut, doch diese Nachricht schlägt dem Trainer und Manager des Basketball-Regionalligisten dann doch gehörig auf den Magen: Lennard Jördell, beim seit zwölf Siegen ungeschlagenen Spitzenreiter zumeist in der Startfortmation eingesetzt, hat sich beim Skifahren in Österreich das Schultereckgelenk gebrochen und fällt damit nicht nur für das im Aufstiegskampf wohl vorentscheidende Heimspiel heute Abend (19.30 Uhr) gegen den Tabellenzweiten WWU Baskets Münster aus, sondern gleich auch für den Rest der Saison. „Ganz ehrlich, ich habe mich selten so ernüchtert gefühlt. Der Daueroptimist Hartmut Oehmen ist ein bisschen gefrustet“, sagt der Coach über sich selbst.
In der Tabelle trennt die beiden Topteams der Basketball-Regionalliga nur ein Sieg, doch ansonsten haben sie nur wenig gemeinsam. Vor dem Showdown in Gustorf bringt Oehmen den größten Unterschied auf den Punkt: „Wir wollen, Münster muss aufsteigen.“ Nach drei Vizemeisterschaften in Folge ist bei den Gästen alles auf Aufstieg eingestellt. Der Kader ist erlesen: Kapitän Jan König (15,8), Stefan Weß (14,9) und US-Boy Bryce Leavitt (14,8) punkten im Schnitt allesamt zweistellig. Aber erst Akteure wie Andrej König (9,6), Alex Goolsby (9,5), Leo Padberg (8,6), Kai Hänig (6,4) und Max Massing (4,3) geben dem Kader von Trainer Philipp Kappenstein die von keinem Konkurrenten in der Liga erreichte Tiefe. „Die können es sich sogar erlauben, den nach seiner Verletzung von Bryce Leavitt ersetzten US-Amerikaner Brandon McGill weiter im Kader zu behalten“, weiß Hartmut Oehmen. Er dagegen habe die vor drei Wochen zugesandten Unterlagen für die 2. Liga (Pro B) bislang keines Blickes gewürdigt. „Ich weiß doch gar nicht, in welcher Liga wir in der kommenden Saison spielen“, sagt der Grevenbroicher Trainer.
Bereits zweimal in dieser Saison bissen sich die Elephants an Münster die Zähne aus: Das Hinspiel ging mit 92:87 an den UBC, im Pokal-Achtelfinale setzte es für Grevenbroich kurz vor Heiligabend eine 70:78-Niederlage.
Beide Teams sind indes ungemein konstant: Die überhaupt nur in Münster bezwungenen Elefanten gewannen zuletzt zwölfmal in Folge, Münster zog bislang nur gegen Düsseldorf (85:79) und Ibbenbüren (81:90) den Kürzeren — seltsamerweise jeweils in heimischer Festung am Horstmarer Landweg. Allerdings trifft der Ausfall von Lennard Jördell die personell ohnehin recht dünn besetzten Hausherren schwer: Ohne den 2,07 Meter großen Center müssen die Elephants im Grunde mit einer Sechser-Rotation bestehen: Farid Sadek im Aufbau, der in der vergangenen Saison noch in Münster tätige US-Profi Gerrell Martin und Scharfschütze Marko Boksic auf den Flügeln sowie die wuchtigen Delpeche-Zwillinge und Publikumsliebling Bastian Becker am Zonenrand. Co-Trainer Simon Bennett kann, wenn überhaupt, nur sporadisch auf dem Feld ins Geschehen eingreifen. Für Max Boldt, Alexander Knopf und Chris Ober kommt diese Partie definitiv zu früh.
Abhaken will der Coach das Duell freilich nicht. „Wenn es losgeht, werden wir trotzdem brennen, und wir werden uns mit Sicherheit teuer verkaufen“, verspricht Oehmen. Und weiter: „Klar, Münster wird von Beginn an aufs Tempo drücken, aber wir sind abgezockt und sehr selbstbewusst.“ Den personellen Rückschlägen begegnen die Elephants mittlerweile mit Galgenhumor. So sagt Gerrell Martin: „Ist doch gut, das bedeutet für jeden anderen mehr Spielzeit.“