Integratives Projekt Tandem: Sport für Behinderte und Nichtbehinderte
Über den Sport finden Behinderte und Nichtbehinderte zusammen.
Neuss. Das Projekt Tandem, vor acht Jahren von dem 2010 verstorbenen Neusser Unternehmer Burkhard Zülow initiiert, gilt bundesweit als vorbildlich für eine gelungene Inklusion: Geistig behinderte und nichtbehinderte Menschen treiben zusammen Sport, in Schulen oder vor Publikum bei den Radsportveranstaltungen Spurt in den Mai und Tour de Neuss.
Die inzwischen als Stiftung anerkannte Initiative organisiert auch einmal im Jahr den Tandemtag auf Gut Gnadental, bei dem sich Behinderte und Nichtbehinderte näher kommen. „Es ist erstaunlich, wie dabei Berührungsängste abgebaut und eine Nachhaltigkeit erzeugt wird, da man sich zu weiteren gemeinsamen Aktivitäten verabredet“, sagt Gösta Müller, Geschäftsführer des Stadtsportverbandes Neuss. „Inklusion im Sport wird immer wichtiger, behinderte Menschen auszuschließen, ist absolut nicht mehr zeitgemäß“, so Müller.
Neben den beiden Tennisclubs Stadtwald und Grün-Weiß, die sich ebenfalls intensiv um die Integration Behinderter bemühen, ist vor allem die DJK Rheinkraft Neuss auf diesem Gebiet sehr aktiv. Das Leichtathletikangebot für Gehörlose und Hörende ist in diesem Monat vom Bundesbeauftragten für die Belange behinderter Menschen als erstes Projekt eines Neusser Vereins in die bundesweite Inklusionskarte aufgenommen worden. In diesem Nachschlagewerk werden beispielhafte Ideen zur Umsetzung der Inklusion in Deutschland gesammelt und präsentiert.
Hinter dem Angebot der DJK Rheinkraft steht Guido Kluth, gleichzeitig Bundestrainer für gehörlose Leichtathleten. „Inklusion im Sport ist ein riesiges, aber nicht so einfaches Thema. Denn vieles ist politisch zwar gewollt, doch wie es sich in der Praxis umsetzen lässt, bleibt oft ungewiss. Der Nachholbedarf ist groß“, sagt Kluth. Auch er sei mit der Idee, gehörlose und hörende Athleten zusammenzubringen, in der Vergangenheit auf Widerstände gestoßen. „Da geht es vor allem darum, die Blockaden im Kopf zu durchbrechen.“
In seiner Trainingsarbeit müsse zunächst die Sprachbarriere überbrückt werden. „Das geht nur mit Lippenablesen und Gebärdensprache“, so Kluth. Bei der DJK übernimmt daher jeweils ein hörender Sportler die Patenschaft für einen nicht hörenden, um Trainingsinhalte zu kommunizieren.
Hinzu komme, dass Gehörlose oft Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht hätten, da das Hörorgan verknöchert sei. „Betroffene müssen sich daher vieles ganz hart erarbeiten. Das geht nur durch ein aufmerksames Miteinander“, erzählt Kluth.