Künstler bringen Monster und Mörder in die Stadtgalerie

Anys Reimann und Mio Zajac stellen bis April im Rathaus Büttgen aus.

Foto: Tinter

Kaarst. Anys Reimann und Mio Zajac studieren an der Düsseldorfer Kunstakademie. Sie bringen jetzt mit ihren ungewöhnlichen Exponaten frischen Wind in die Städtische Galerie im Rathaus Büttgen. Was man nicht unbedingt erkennt: Einige Werke haben einen sehr ernsten Hintergrund.

Die Stellvertretende Kulturausschuss-Vorsitzende Dagmar Treger begrüßte gestern die Vernissage-Besucher und erklärte folgendes: „Die erste Ausstellung im Jahr ist seit weit über 20 Jahren Studenten der Düsseldorfer Kunstakademie vorbehalten.“ Die aktuelle Ausstellung mag auf den ersten Blick „harmlos“ wirken, sie hat es aber in sich.

Das sind zum Beispiel die Bilder von Mio Zajac mit dem Rastermuster — sie scheinen auf den ersten Blick etwas Schönes, Unbeschwertes darzustellen, aber genau das Gegenteil ist der Fall: Der aus dem polnischen Szatum im früheren Westpreußen stammende Mann, der bei Marcel Odenbach studiert, hat als Grundlage für diese Serie Videos von jugendlichen Mördern in Brasilien genommen — auch Sequenzen, die zeigen, wie junge Leute andere Jugendliche exekutieren, waren Ausgangspunkte für die jetzt gezeigten Bilder. Auf einem Video ist der Wahl-Kölner Mio Zajac zu sehen, er sitzt in einem kargen Bunker auf einem Bürostuhl, bewegt sich. Wer den Kopfhörer aufsetzt, hört die Geräusche dieses Stuhls.

Die großformatige Malerei hat als Ursprung eine Kopulationsszene. Das Bild ist trotzdem jugendfrei, weil der Künstler durch seine Übermalungen nur die Dynamik des lustvollen Vorgangs erkennbar macht. Das Foto von einer jungen Frau wirkt sehr nichtssagend, aber auch hier steckt eine Strategie hinter: „Ich habe bei Bekannten meine Kamera aufgebaut, sie morgens geweckt und sofort fotografiert.“ Er vergleicht diesen Prozess mit dem Hochfahren eines Computers.

Anys Reimann lebt und studiert in Düsseldorf. Ihr Vater stammt aus Guinea, ihre Mutter aus Kiel. Die Kunsthistorikerin Helga Meister berichtete in ihrer Einführungsrede, dass die Kunststudentin bereits Friseurin war, im Zirkus Roncalli gejobbt habe und Designerin bei einer Möbelfirma war. Den Bezug zu Möbeln glaubt der Betrachter aus ihren Werken herauszulesen. Aber auch ihre afrikanischen Wurzeln spielen eine Rolle.

Ihr „Teich“, im Wesentlichen aus schwarzem Latex und in Form einer Lotusblume, ist mit einer Tonanlage unterlegt. Zu hören sind Szenen aus Filmen, die mit Wasser zu tun haben und die immer dann zu hören sind, wenn es so richtig brenzelig wird. Die Künstlerin hat diese Arbeit den Flüchtenden gewidmet, die mit ihren Sehnsüchten zu uns kommen.

Leder und Latex gehören zu den Materialien, mit denen die Künstlerin besonders gerne arbeitet. Sieben große Papiertüten hat sie zum Teil mit schwarzer Farbe, Latex und Wachs veredelt, ein Paravent lädt zum Eintreten ein. Das schwarze Polsterleder wirkt mit seinen mundgeblasenen Glaskugeln wie ein Monster.