Marienberg-Schülerinnen lernen im neuen Wissenschaftstrakt
Drei Millionen wurden in neue Physik- und Chemie-Räume investiert.
Neuss. Im erzbischöflichen Gymnasium Marienberg haben 19 Schüler der Jahrgangsstufe zehn Physik als Leistungskurs gewählt. Eine bemerkenswerte Quote — für ein reines Mädchengymnasium. Aber sie wundert Schulleiter Josef Burdich nicht. „Mädchenschule heißt: Mädchen stark machen“, sagt der Schulleiter — auch in Fächern, die nicht „klassisch“ für Mädchen sind.
Die Bedingungen für die naturwissenschaftlich interessierten Marienberg-Schülerinnen hat das Erzbistum Köln als Träger mit der Stiftung „Waisenhaus St. Anna“ durchgreifend verbessert. „Nur“ neun Monate musste die Schulgemeinde zusammenrücken, Dreck und Lärm ertragen, monatelang fand der Unterricht in Chemie, Physik und Biologie nur als „Trockenübung“ ohne Experimentiermöglichkeit statt. Doch gestern wurde ein naturwissenschaftlicher Trakt eingeweiht. Drei Millionen Euro wurden darin investiert.
Mit der Einweihung hatte die Schulleitung gewartet, bis Weihbischof Dominik Schwaderlapp im Rahmen seiner regelmäßigen Visitation das „Marienberg“ besuchte. Die oft gehörte Frage, wie Kirche und Naturwissenschaften, der Schöpfungsbericht und der Urknall, zusammenpassen, stellte sich der Kirchenmann dabei gestern selbst — und beantwortet sie auch. „Die Bibel will keine naturwissenschaftliche Erklärung geben. Die Kirche fragt nach dem Warum, die Naturwissenschaft nach dem Wie.“
Wie der neue naturwissenschaftliche Trakt erschaffen wurde, berichtete der Neusser Architekt Richard Wichmann, der bereits 17 Schulen saniert oder erweitert hat. Die fachliche Expertise steuerte dabei auch Dorothee Wedekind als Koordinatorin für den naturwissenschaftlichen Unterricht und ihre Kollegen bei. Die Herausforderung an den Architekten war, deren fachliche Anforderungen in ein inzwischen fast 50 Jahre altes Gebäude einzubauen. Von den Veränderungen sind nur 25 Prozent zu sehen, sagt er. Der Rest war Technik und verschwand in Decken oder Wänden. Aber es ist etwas zu sehen, und das freut auch Monsignore Guido Assmann und Ferdinand Wilhelm Thywissen von der Stiftung St. Anna. Seit dem Bau des Forums Marienberg vor einigen Jahren, erinnert Thywissen, wurde fast ausschließlich in den Brandschutz investiert. „Das hat uns lange gefordert ohne dass man etwas Neues sieht“, sagt Thywissen.
Für die Schulleitung ist der neue Trakt ein, so wörtlich, „unübersehbares Zeichen für die Stärkung von Frauen in den Naturwissenschaften und der Technik“. Dabei kann die Schule schon eine lange Tradition in der gezielten Förderung von Mädchen in diesen Fächern aufweisen — und etliche Erfolge. Anja Ohligschläger beispielsweise gehörte in diesem Jahr zu den 20 Besten des Landes bei der Internationalen Chemie-Olympiade, Marika Rück und Julia Schumann (Chemie) sowie Anna-Katharina Scholz (Physik) erkämpften sich zuletzt einen zweiten Preis beim Landeswettbewerb „Jugend forscht“.