Neuss: 46 Kandidaten stehen zur Wahl für den Integrationsrat
Die Stadt hofft, dass diesmal mehr Menschen ihre Stimme abgeben. Ein anderes Ziel, das schon der scheidende Integrationsrat verfolgte und das noch nicht umgesetzt wurde, ist die Einrichtung eines eigenen Besprechungsbüros.
Neuss. 46 Bewerber stellen sich am Sonntag, 7. Februar, zur Wahl um einen Platz im Integrationsrat. Damit hat Müjdat Orhan Recht behalten. Der derzeitige Vorsitzende des Integrationsrates sagte im Dezember vergangenen Jahres: "Das Problem ist nicht, Kandidaten zu finden, sondern die Wähler zu mobilisieren."
Mit Plakaten und Flyern wollen er und seine Mitstreiter mehr Leute zur Wahl bewegen. "Das Problem ist, dass viele gar nicht wissen, was der Integrationsrat überhaupt ist", meint Orhan.
Um das deutlich zu machen, stehe auf den Plakaten der Liste "Türk Birligi" nicht nur, was der Integrationsrat macht, sondern auch, wie die Wahlberechtigungsscheine aussehen. "Es gibt einige, die werfen die Zettel einfach weg. Entweder weil sie nicht wissen, was sie damit sollen oder weil sie nicht glauben, dass der Integrationsrat wirklich etwas bringt", sagt Orhan.
Sollte er wiedergewählt werden, will er sich vor allem für muttersprachlichen Unterricht an Grundschulen und in der Mittelstufe einsetzen. Gleichzeitig will er mehr Förderunterricht für Kinder von Migranten mit Sprachproblemen. "Dafür müsste aber zuerst der Bedarf ermittelt werden", sagt er.
Ein anderes Ziel, das schon der scheidende Integrationsrat verfolgte und das noch nicht umgesetzt wurde, ist die Einrichtung eines eigenen Besprechungsbüros. Derzeit bietet der Integrationsrat an jedem zweiten Donnerstag im Monat eine einstündige Sprechstunde im Rathaus an. "Zu wenig", waren sich die Mitglieder des Integrationsrates einig.
Von Bürgermeister Herbert Napp (CDU) gab es zwar das Versprechen, dass Räumlichkeiten gestellt würden und im Haushalt 2010 waren auch 12.000 Euro für Mietkosten vorgesehen - mittlerweile erklärte die CDU jedoch, dass dieses Geld aufgrund der verschlechterten finanziellen Lage der Stadt nicht mehr ausgegeben werden könne. "Ein Unding" meint Orhan, "wir brauchen eine richtige Anlaufstelle".
Bislang laufen die Dinge vor allem im Sozialamt bei Uwe Manke zusammen. Als Geschäftsführer des Integrationsrates ist er optimistisch, dass diesmal mehr Leute zur Wahl gehen. Zur Erinnerung: Im Jahr 2004 gaben nur 10,6 Prozent der knapp 20.000 Wahlberechtigten ihre Stimme ab. "Diesmal liegt die Zahl höher", sagt Manke zuversichtlich, "die Stadt tut mehr, es gibt viel mehr Flyer und Plakate.
Die Kampagne ist besser und der Integrationsrat ist mittlerweile auch bekannter geworden." Wenn Müjdat Orhan trotzdem von seinen Landsleuten gefragt wird, was der Integrationsrat denn mache, muss er nicht lange überlegen.
"Es gibt mittlerweile eine Partnerschaft zwischen Neuss und zwei türkischen Städten. Im Lukaskrankenhaus ist ein Gebetsraum für Muslime eingerichtet worden. Und auf dem Hauptfriedhof gibt es einen Bereich für muslimische Bestattungen." Orhan hofft, dass sich die Wahlbeteiligung verdoppelt. Wenn mehr als 20 Prozent wählen würden, wäre das ein Erfolg."