Neuss braucht mehr Plätze für Flüchtlinge
Zahl der Asylbewerber steigt. Ende September keine Kapazitäten mehr.
Neuss. Mit einer ungewöhnlichen Mahnung wendete sich das Sozialamt am Dienstag an die Mitglieder des Sozialausschusses: Man benötige dringend zusätzliche Unterbringungsplätze für Flüchtlinge. „In der Stadt Neuss besteht akuter Handlungsbedarf“, heißt es.
Seit etwa einem Jahr steigt die Zahl der Asylbewerber in Deutschland stark an, so erhöhen sich auch die Zahlen derjenigen, die der Stadt Neuss vom Land zugewiesen werden. 161 Männer, Frauen und Kinder kamen von August letzten Jahres bis Ende Juli: 147 von ihnen sind Asylbewerber, sieben Spätaussiedler. Sieben Personen gehören zu einer syrischen Familie, die im Rahmen der zunächst 5000 Kontingentflüchtlinge Aufnahme in Deutschland finden. Diese Familie hat durch die Vermittlung eines hier lebenden Schwagers gute Aussichten auf eine Wohnung.
Die vorhandenen Einrichtungen in Neuss werden für die Aufnahme nicht mehr lange ausreichend, sagt Sozialamtsleiter Hans-Peter Oebel. Die zentrale Unterkunft an der Bergheimer Straße bietet 250 Menschen Platz. Das reichte über Jahre aus, zwei kleinere Wohnheime wurden nur als Reserve vorgehalten. Das hat sich geändert.
Zunächst musste am Berghäuschensweg das Gebäude eines früheren Kindergartens genutzt werden, hier finden maximal 40 Männer Platz. Seit kurzem wird auch am Derendorfweg ein bislang leerstehendes Haus neben der Unterkunft für Wohnungslose wieder belegt. 30 Menschen, auch Familien, sind hier untergekommen, viel Platz ist nicht mehr. Die Unterbringung an dieser Stelle belegt die Not des Teams um Amtsleiter Oebel und Jürgen Hages, Abteilungsleiter für Flüchtlingsangelegenheiten, auch die letzten Kapazitäten zu nutzen. „Es ist schon eine unglückliche Situation am Derendorfweg“, sagt Hans-Peter Oebel zurückhaltend.
Insgesamt gibt es jetzt noch Platz für 40 Menschen — Ende September, so schätzen es Oebel und Hages ein, wird auch diese Reserve aufgebraucht sein. Sie planen, am Berghäuschensweg durch einen Anbau, vielleicht in Containerbauweise, noch einmal 50 Plätze zu schaffen. Wie lange das ausreichen wird, weiß niemand.
Die Kosten für die Aufnahme steigen mit der Zahl der Flüchtlinge. Etwa ein Drittel der für 2013 geschätzten knapp zwei Millionen Euro trägt das Land.