Neuss: Dritte Gesamtschule rückt näher
CDU-Sondersitzung: Verwaltung will die Einrichtung vorschlagen. Napp sieht Ratsmehrheit.
Neuss. In Neuss ebnet sich der Weg hin zu einer dritten Gesamtschule. Nach einer Sondersitzung der CDU-Fraktion, die - anders als Bürgermeister Herbert Napp (CDU) - eine dritte Schule dieses Typs bisher strikt abgelehnt hat, gibt es nun eine Kehrtwende.
Zwar sei kein Beschluss gefasst worden, erklärt Fraktionschef Karl-Heinz Baum, dazu hätten zu viele Fraktionsmitglieder gefehlt. Doch sehe er einen "Trend, das bestehende Gesamtschulangebot in Neuss wegen des Elternwillens weiterzuentwickeln."
Das schließt die Möglichkeit einer dritten Gesamtschule ebenso ein wie die Einrichtung von Dependancen der beiden bestehenden Schulen. Dependancen allerdings, so räumt Baum ein, würden von der Bezirksregierung höchstens für drei Jahre genehmigt.
Für Baum ein Zeitgewinn: "Unter Umständen müssen wir wegen der zurückgehenden Schülerzahlen ja sowieso Schulen schließen. Dann könnte es in der Nordstadt auch eine dritte Gesamtschule geben."
Diesen Weg will Bürgermeister Herbert Napp lieber direkt gehen. Er kündigt an, die Verwaltung werde zur ersten Schulausschusssitzung nach den Ferien die Einrichtung einer dritten Gesamtschule in der Nordstadt vorschlagen: "Und das wird im Rat eine Mehrheit finden." Dass eine solche Entscheidung bestehende Schulen in der Nordstadt treffen wird, verhehlt er nicht.
Christian-Wierstraet- und Mildred-Scheel-Realschule sowie Hauptschule Weißenberg würden auslaufen oder geschlossen. Mit der Bezirksregierung hat es offensichtlich bereits Gespräche gegeben, denn der Bürgermeister stellt klar: "Wenn der Rat zustimmt, könnten wir 2011 starten."
Das möchte eine Gruppe in der CDU allerdings verhindern. Unmittelbar nach der Fraktions-Sondersitzung haben der schulpolitische Sprecher Andreas Hamacher und vier Stadtverordnete angekündigt, die CDU zur Durchführung eines Ratsbürgerentscheids aufzufordern.
Der Mehrheitswille sei durch die Vorlage von 4000 Unterschriften pro Gesamtschule durch den Stadtelternrat jedenfalls nicht ermittelt. Mit einem Ratsbürgerentscheid, so Hamacher, könnten so auch die Belange der von Schulschließungen betroffenen Schüler, Eltern und Lehrer berücksichtigt werden.
"Nicht eben glücklich" ist Fraktionschef Baum über das Vorgehen der Hamacher-Gruppe, erst recht nicht nach der "sehr sachlichen" fraktionsinternen Diskussion. Für unrealistisch hält Bürgermeister Napp das Zustandekommen eines Ratsbürgerentscheids: Dem müssten zwei Drittel der Stadtverordneten zustimmen.
Im Übrigen, so Napp, sei mehr als die Hälfte der Schüler an den drei Nordstadt-Schulen zuvor von Gesamtschulen abgewiesen worden.