Neuss: Größtes Schützenfest in Deutschland startbereit
Nach dem Loveparade-Unglück hatte es zunächst Streit um ein fehlendes Sicherheitskonzept gegeben.
Neuss. Der Neusser an sich kennt drei Jahreszeiten: Vör de Dag, op de Dag, noh de Dag. Übersetzt: Vor Schützenfest, während der Festtage und danach, wenn das Warten und die Vorbereitung auf das Fest des Folgejahres angesagt ist. Ab Samstag gilt: Op de Dag. Das größte Schützenfest Deutschlands, das von einem Verein organisiert wird, beginnt traditionsgemäß mit Böllerschüssen, Festgeläut, dem Fahnenhissen und einem ersten Umzug des Tambourkorps.
Seit Donnerstag ist die zugehörige Kirmes geöffnet - mit 280 Geschäften auf dem Kirmesplatz und angrenzender Hammer Landstraße zur Innenstadt, die während der Festtage in Rollmopsallee umbenannt ist, eine der größten am Rhein.
Tradition gilt viel beim Neusser Bürger-Schützen-Verein, die Abläufe sind perfektioniert, Grenadiere vorneweg, dann die Jäger, es folgt die Schützenlust... Und doch ist in diesem Jahr, zum Schützenfesteins nach der Duisburger Loveparade-Katastrophe, einiges anders. Das Schützenfest-Treiben spielt sich in der Innenstadt bei den Umzügen, auf der Kirmes und dann auf der Festwiese im Innenbereich der Rennbahn ab. Dort steht das Zelt für 3000 Personen, dort treffen vor allem am Dienstag, dem Abschlusstag mit Vogelschuss, bis zu 10 000 Menschen aufeinander.
Entsprechend der Ankündigung von Innenminister Ralf Jäger (SPD), die Kommunen müssten Großveranstaltungen nach Vorlage eines Sicherheitskonzepts im Einvernehmen mit Polizei, Feuerwehr und Hilfskräften genehmigen, forderte der Bürgermeister einen Antrag von den Schützen. Stadtoberhaupt Herbert Napp ist selbst Schütze, war 1980 sogar Schützenkönig.
Sein Gegenüber, Schützenpräsident Thomas Nickel, ist stellvertretender Bürgermeister. Dass beide in der CDU sind, versteht sich in Neuss von selbst. Doch gerieten die beiden Herren hinter den Kulissen heftig aneinander, hatte der mächtige Verein doch bislang in Eigenregie für die Sicherheit auf der Festwiese eingestanden.
Denkbar knapp war die Zeit zur Vorlage eines Sicherheitskonzepts, und als das bis Dienstag nicht im Rathaus eingetroffen war, drohte der Bürgermeister mit einer "Untersagungsverfügung" für den Dienstag. Undenkbar in Neuss.
Am Donnerstag dann legten die Schützen ihren Antrag vor, am Nachmittag war er genehmigt. So dass das Schützenfest stattfinden kann wie immer: Zum Beispiel mit dem Fackelzug Samstagabend, der kein Treff fackeltragender Schützen ist, sondern ein abendlicher Umzug mit 95 "Großfackeln" - Mottowagen, die Kommunalpolitik und Weltgeschehen karikieren. Oder mit der Königsparade am Sonntag, bei der 6851 Mann - Frauen sind nicht zugelassen - "d’r Maat erop" marschieren. In der Stadt rechnet man wieder mit einer Million Besucher über die Festtage hinweg.