Heike Waschelitz gibt den Kampf auf Die Kapitänin hat das Schiff verlassen
Neuss · (jasi) Jahrzehntelang verfolgte Heike Waschelitz ein besonderes Ziel: Dort, wo für sie alles begann, wollte sie einmal in Rente gehen. Von diesem romantischen Vorhaben hat die 54-Jährige jetzt schweren Herzens Abschied genommen.
Waschelitz, die 37 Jahre lang für Galeria in Neuss tätig war, ist gegangen und wurde von ihren Kollegen bereits verabschiedet. „Es war emotional, es wurde geweint“, sagt die Meerbuscherin, die somit auch ihren Posten als Betriebsratsvorsitzende abgegeben hat. In dieser Funktion war Waschelitz bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, sich schützend vor ihre Kollegen zu stellen – und keinen Konfrontationskurs mit der Unternehmensleitung zu scheuen. In Bezug auf die Konzernspitze kann von einem versöhnlichen Ende keine Rede sein. Von dieser sei schlichtweg „nichts mehr zu erwarten“. Seit Anfang des Monats arbeitet die 54-Jährige in einem Baumarkt
1985 sollte in der Galeria alles seinen Anfang nehmen. Nach einem etwas holprigen Start (so sagt sie selber) bei den Haushaltswaren wechselte sie in die Badezimmer-Abteilung. Nach der Lehre durfte sie sich dann um Schreibwaren kümmern. Im Laufe der Jahrzehnte wuchs die Galeria Kaufhof der Meerbuscherin immer mehr ans Herz. So sehr, dass sie auch in der bis zu diesem Zeitpunkt schwierigsten Phase an Bord blieb und kämpfte: Im Zuge des Insolvenzverfahrens 2020 war das Aus der Galeria in Neuss nämlich bereits besiegelt, das Haus an der Niederstraße stand auf der finalen Schließungsliste.
Neue Betriebsratsvorsitzende
ist Rebecca Groppe
Lediglich durch große Zugeständnisse des Vermieters, der Gesellschaft für Buchdruckerei (GfB), konnte das Aus abgewendet werden. Diese negative Achterbahnfahrt sollte in den vergangenen Monaten aber noch mal getoppt werden. Im Zuge des erneuten Insolvenzverfahrens (auch gerne „Restrukturierung des Warenhauses“ genannt) stehen erneut Häuser vor der Schließung. Welche es von den 131 Filialen sind? Darüber herrscht nach wie vor Unklarheit. Die Sorgen bei der Neusser Belegschaft hatten zuletzt zugenommen, als die GfB deutlich machte, von der Galeria kein Zukunftskonzept für das Traditionshaus vorgelegt bekommen zu haben. Die letzten Verhandlungen hätten im Dezember vergangenen Jahres stattgefunden. Aktuell spreche wenig dafür, dass Galeria in Neuss bleibt.
„Uns wurde signalisiert, dass ab der elften Kalenderwoche Klarheit herrschen könnte“, sagt Rebecca Groppe. Die 45-Jährige war bislang stellvertretende Betriebsratsvorsitzende der Galeria in Neuss und agierte so „stets im Hintergrund“, wie sie betont. Durch den Wechsel von Waschelitz ist Groppe nun in die vordere Reihe gerückt – und direkt als Krisenmanagerin gefragt. „Kündigungen wird es so oder so geben. Sowohl bei einer Schließung des Hauses als auch im Zuge einer Restrukturierung“, sagt sie. Wegen der ernüchternden Faktenlage habe es bereits einige Abwanderungen im ohnehin mäßig besetzten Warenhaus gegeben – weitere würden folgen.