PS-Enthusiast Josef Werhahn aus Neuss Uedesheimer schreibt über Legenden auf zwei Rädern

Neuss · Josef Werhahn hat ein 2,3 Kilogramm schweres Nachschlagewerk herausgegeben, das zugleich auch eine Liebeserklärung an jene zweirädrigen Oldtimer ist, die bereits vor 1939 das Laufen lernten.

Josef Werhahn aus Neuss-Uedesheim wird bei seinen Eifelfahrten von seiner Familie tatkräftig unterstützt. Seine Frau Hildegard ist ebenso dabei wie Tochter Maria.

Foto: Ludger Baten

Benzingeruch ist ihr Aftershave, Motorknattern ihre Musik. Alljährlich Ende Juni treffen sich rund 250 Liebhaber (und Besitzer) historischer Motorräder in der Eifel, wo Josef Werhahn (66) aus Uedesheim seit 2002 die Ausfahrt „Rund um Münstereifel“ organisiert. Ein Stelldichein der Vorkriegsklassiker, denn an den Start dürfen nur Maschinen gehen, die nicht jünger sind als Baujahr bis 1939. Am letzten Juni-Wochenende (29./30.) steht die nächste Auflage an.

Von Beginn an beschreibt Gastgeber Werhahn in den Programm-Heften die teilnehmenden Maschinen, die allesamt Zeitzeugen aus den Anfängen des Motorradfahrens sind. Was zaghaft begann, entwickelte sich dank umfassender Recherche zu informativen Texten; die Programm-Hefte verdienten sich den Ehrentitel „Eifelbibel“. Solches Material, das qualitativ und quantitativ vorliegt, schreit danach, als Buch zusammengefasst und verbreitet zu werden. Josef Werhahn stellt sich der Herausforderung und legt nun sein faszinierendes Werk vor, das er dem vieldeutigen Titel „Vorfahren“ gegeben hat. Auf 288 Seiten mit 450 Illustrationen erzählen Werhahn und sein Team die Geschichte der seit 2002 gemeldeten Motorräder, die 170 Marken repräsentieren, hinter denen unzählige Unternehmen und Konstrukteure stehen.

Der Titel des Buches „Vorfahren“, das Josef Werhahn jetzt herausgegeben hat.

Foto: J. Werhahn

Hinter den 170 Marken stehen unzählige Konstrukteure

Herausgekommen ist ein gewichtiges Buch im Format 28,5 x 28,5 Zentimeter, 2,3 Kilogramm schwer – immerhin aber immer noch rund ein Kilo leichter als „Bürger und Bürgerssöhne“, das Standardwerk, das Joseph Lange zum 175-jährigen Bestehen des Neusser Bürger-Schützen-Vereins vorlegte.

Und sie laufen, laufen, laufen… Die nächste Ausfahrt mit Start und Ziel in Insul an der Ahr ist für das Wochenende 29. und 30. Juni terminiert. Wer die Motor-Veteranen in Bewegung sehen möchte, der darf sich auf 272 Starter aus ganz Europa freuen, die mit ihren „Schätzchen“ auch 62 verschiedene Marken vorstellen. Auf Teilnehmer und Besucher wartet ein Festival der Sinne: funktionelles und elegantes Design für die Augen, Motorentuckern für die Ohren, Benzinduft für die Nase, glattes und kühlendes Chrom fürs Ertasten.

Was macht für Josef Werhahn die Faszination des Kulturguts Motorrad aus? Er spricht voller Leidenschaft und Begeisterung von „erlebbarer Technik“, die es gelte „zu bewahren und zu bewegen“. Oldtimer zu fahren ist für ihn ein sinnliches Erlebnis, wobei der Weg das Ziel ist. Eine Absage erteilt er all jenen, die in den historischen Zweirädern „Garagengold“ sehen: „Die Motorräder wurden zum Fahren, nicht zum Spekulieren gebaut.“ Doch die steigenden Preise kann auch der Enthusiast, der vor allem auch ein Romantiker ist, nicht verhindern, sodass er gesteht: „Ich würde angesichts des Preisniveaus heute mit dem Hobby nicht mehr anfangen.“

Trotz aller Liebe zur Technik ist Josef Werhahn kein Schrauber: „Ich kann das nicht!“ Der gelernte Industriekaufmann, der viele Jahre für die Deutsche Bank arbeitete, kam „per Zufall“ zur Motorrad-Liebhaberei. Ende der 1970er Jahre hat er sein erstes altes Motorrad geschenkt bekommen. Es fuhr nicht. Es musste revitalisiert werden. Diese Aufgabe übernahmen Fachleute, aber Josef Werhahn begleitete die Instandsetzung aufmerksam. Am Ende „hatte ich Feuer gefangen“, sagt er.

Dieses Feuer für die historischen Motorräder ist nie mehr erloschen. Es ließ ihn 2002 zum Veranstalter und Gastgeber der alljährlichen Eifel-Ausfahrt werden und jetzt zum Herausgeber und Autor des Buches „Vorfahren“. Werhahn bleibt bescheiden, nimmt sich zurück: „Allein hätte ich das nicht geschafft. Wir waren ein großartiges Team.“ Werhahn gewann Mitautoren und vor allem den Profi-Fotografen Reinhard Schwartz, der die teilnehmenden Maschinen mit einer Plattenkamera fotografierte und Dutzende historische Schwarz-Weiß-Fotos für den Druck aufbereitete, leistete einen wichtigen Beitrag. Grafiker Jörg Krawczyk goss Texte und Illustrationen in ein spannendes, hochwertiges Layout, sodass ein Lesebuch entstand, das der, der es einmal in die Hand nimmt, nicht mehr weglegen möchte. Die perfekte Lektüre für laue Sommerabende.

„Vorfahren“; Josef Werhahn (Herausgeber und Autor), 288 Seiten mit über 450 historischen und aktuellen Schwarz-Weiß-Abbildungen, Format 28,5 x 28,5 cm, Festeinband, 49,50 Euro zzgl. Versandkosten; Bezug, E-Mail: vorfahren.2023@gmx.de