Ermittlungen in Neuss Verletzte sich Obdachloser mit Schießkugelschreiber?
Neuss · Nachdem ein Obdachloser in Neuss mit einer Schussverletzung ins Krankenhaus kam, wurde zunächst von einem versuchten Tötungsdelikt ausgegangen. Doch nun zeichnet sich eine Wende ab.
(jasi) Es war eine Schreckensmeldung, mit der Polizei und Staatsanwaltschaft Düsseldorf am 13. März an die Öffentlichkeit gingen. „Mordkommission ermittelt nach Verletzung durch Schussabgabe“, hieß es an jenem Mittwoch. Nun stellt sich die Sache offenbar doch ganz anders dar.
Rückblick: Ein Mann hatte sich am Vorabend um 21.20 Uhr ins Johanna-Etienne-Krankenhaus in der Neusser Nordstadt begeben. Der 31-Jährige ohne festen Wohnsitz war nach eigenen Angaben am Jröne Meerke unterwegs, als er plötzlich einen Knall gehört und wenig später einen stechenden Schmerz im Schulterbereich festgestellt habe. Daraufhin suchte er selbstständig das „Etienne“ auf, wo schließlich eine Schussverletzung festgestellt wurde.
Polizei und Staatsanwaltschaft werteten die Tat zunächst als versuchtes Tötungsdelikt, weshalb eine Mordkommission unter Führung des Polizeipräsidiums Düsseldorf eingerichtet wurde. Doch nun haben sich die Hinweise verdichtet, dass sich die Sache möglicherweise doch ganz anders abgespielt hat. „Die weiteren Ermittlungen deuten darauf hin, dass der 31-jährige Mann sich diese Verletzung möglicherweise versehentlich selbst zugeführt hatte“, teilte die Polizei am Freitag mit.
Derzeit, so teilt Sprecherin Claudia Suthor auf Nachfrage mit, wird davon ausgegangen, dass es durch Auslösen eines sogenannten Schießkugelschreibers zu der Verletzung kam. Die Ermittlungen dauern allerdings an. Bei einem solchen Objekt handelt es sich um eine tatsächliche Feuerwaffe, die einem Kugelschreiber ähnelt. Laut Gesetz handelt es sich um eine verbotene Waffe, da sie ihrer Form nach geeignet ist, einen anderen Gegenstand vorzutäuschen.
Nach aktuellem Stand der Ermittlungen können nun auch mögliche Zusammenhänge zu einem ebenfalls mysteriösen Fall ausgeschlossen werden, der sich am selben Datum in Grevenbroich ereignete. Dort war am späten Abend ein schwer verletzter Mann mit Begleitern im Krankenhaus vorstellig geworden. Davor war er von einem Schuss getroffen worden – und zwar in den Kopf. Sofort wurde er von den Ärzten behandelt. Nach Angaben der zuständigen Staatsanwaltschaft in Mönchengladbach musste dem 32-Jährigen das Projektil einer Schusswaffe aus dem Kopf operiert werden. Die Staatsanwaltschaft wertet den Fall als versuchte Tötung. Lebensgefahr besteht nicht mehr.
Hinweise werden weiterhin zu beiden Fällen aufgenommen. Zeugen werden gebeten, sich unter der Telefonnummer 02131 3000 bei der Polizei Neuss zu melden.