Neusser Null-Euro-Schein ist begehrt
Für fünf Euro gab es den Schein mit dem Quirinus-Münster als Motiv zu kaufen. Die erste Auflage war schnell vergriffen.
Neuss. Für null Euro Geld ausgeben. Klingt seltsam, ist offenbar aber ziemlich angesagt. Diese Erfahrung hat auch Helmut Wessels gemacht, der den Souvenir-Shop Confessio an der Krämerstraße 5 führt. Der 54-Jährige hat bis vor Kurzem Null-Euro-Scheine verkauft, auf denen das Neusser Quirinus-Münster zu sehen ist. Die erste Auflage sollte schleunigst vergriffen sein. Aber wie ist es dazu gekommen?
Eines Tages wurde ein Ehepaar bei Wessels vorstellig. „Sie sprachen mich auf ein Foto aus dem Internet an, das ich gemacht habe. Die Münster-Kirche ist darauf zu sehen“, erklärt Wessels. Das Foto wollten sie als Motiv für einen Null-Euro-Schein nutzen. Diese werden in Frankreich produziert und seit April 2015 von zahlreichen Museumsläden und Touristenzentren verteilt und verkauft. Eine Art Hype, wenn man so will.
Nachdem das Ehepaar ihm von diesem Trend berichtet hatte, willigte Wessels ein, 1500 von den insgesamt 5000 gedruckten Null-Euro-Scheinen in seinem Souvenir-Shop zu verkaufen — zum Preis von je fünf Euro. Vielleicht hätte der Neusser stutzig werden sollen, als das Ehepaar ihn fragte, ob er beim Verkauf Hilfe brauche. Denn erst am nächsten Tag, an dem er erstmalig die Scheine in seinem Laden anbot, sollte er die Hintergründe des Hilfsangebots verstehen. „Der Andrang war riesig“, erinnert sich Wessels, der schmunzeln muss, wenn er sich an die Warteschlange erinnert, die bis auf die Straße reichte. Das Telefon stand an diesem Tag nicht still. Anrufe aus München, Dresden, Zwickau und Hamburg nahm Wessels entgegen.
Innerhalb der ersten drei Stunden verkaufte er insgesamt 1000 Null-Euro-Scheine. Ein Mann habe alleine 700 Stück gekauft. Auch der Rest des Kontingents sollte nicht mehr lange in seinem Besitz sein. Übrig ist nur noch ein Schein. Den möchte Wessels aber nicht verkaufen.
Doch der Weiterverkauf ist bei einigen Exemplaren lukrativ. So wurde auch der Neusser Null-Euro-Schein bereits für 40 Euro bei ebay angeboten.
An Motiv-Ideen für die zweite Neusser Auflage mangelt es Wessels nicht. Doch bei der Umsetzung gibt es Probleme. Die Planungen sind derzeit unter anderem auf Eis gelegt, weil der Anbieter die Mindestauflage für die Scheine auf 10 000 Exemplare aufgestockt habe. „Das ist zu viel für uns und aktuell nicht finanzierbar“, sagt Wessels, der gerne eine Schützenfest-Edition umsetzen würde.
Bei Neuss Marketing hätte man sich bereits gerne in die Planungen für die erste Auflage involviert. Dort gab es zahlreiche Anrufe und Nachfragen, ob in der Tourist-Info die Scheine erhältlich seien. Jedoch mussten die Verantwortlichen immer an Helmut Wessels Souvenirshop verweisen. „Es gab Anrufer, die den Schein in größeren Mengen kaufen wollten“, bestätigt Steffi Lorbeer, Tourismusmanagerin bei Neuss Marketing. Sie hat sich im Internet über diesen Trend informiert: „Da gibt es eine richtige Szene. Früher sammelte man Briefmarken, heute Null-Euro-Scheine.“