Pan Krischbin: Die Stimme des Pferdesports
Pan Krischbin kommentiert seit 14 Jahren das Sportgeschehen auf der Rennbahn.
Neuss. „Khampa rückt ein. Und jetzt sind alle auf der Reise.“ Klar, worum es geht. Pan Krischbin kommentiert das zweite Rennen des Tages. Sonntagnachmittag, Rennbahn.
Der Sprecher (45) steht in seiner kleinen Glaskabine auf der Terrasse des Rennbahn-Hauses. In der einen Hand das Mikrophon, in der anderen das Rennprogramm, vor sich den Monitor, manchmal greift er zum Fernglas.
Seit 14 Jahren kommentiert der Düsseldorfer das Sportgeschehen auf der Rennbahn, kennt alle Farben der Besitzer, spricht auch die merkwürdigsten Pferdenamen mit gelassener Selbstverständlichkeit aus. Ein spannendes Rennen begleitet er genauso — ohne Hektik, ohne Schreierei, dramatisch kann das dennoch klingen.
In diesem Rennen heißt der Favorit Kerito, aber auch der von Kevin Woodburn in Neuss trainierte Khampa hat gute Chancen. Sagt Krischbin. Die Sache ist dann nach der Hälfte des Rennens ziemlich klar. „Der marschiert.“ Kerito marschiert — und gewinnt mit vier Längen Vorsprung vor Khampa.
Krischbin gibt noch den Richterspruch durch, dann hat er etwa zehn Minuten Pause. Im Rennbahn-Restaurant kennen ihn viele. Schulterklopfen, ein Besitzer kommt vorbei, vor wenigen Tagen hat er eins seiner Pferde in Deauville laufen lassen. Das weiß Krischbin natürlich und hat Grund zum Gratulieren.
Im Laufe der Jahre hat er sich die Kenntnisse über Pferde, Trainer und Besitzer angeeignet. Mit 16 war er erstmals auf der Rennbahn in Grafenberg, seitdem hat ihn die Faszination des Rennsports nicht mehr losgelassen. Schon früh hat er mit dem Sprecherjob begonnen, ganz ohne Sprachtraining, ist als Ersatzsprecher eingesprungen. Krischbin sagt kurz: „Handwerkliches kann ich eben nicht.“
Und nun kommentiert er schon seit vielen Jahren in Neuss und Grafenberg, auch in Dortmund und Frankfurt, oft im Wechsel mit Manfred Chapman, der „Stimme des deutschen Galopprennsports“. Auch in Saarbrücken begleitet er die Rennen und wechselt dabei fließend von deutsch zu französisch.
Nach Neuss kommt der Düsseldorfer stets mit der Bahn, einen Führerschein hat er nicht. So bleibt auch noch einmal Zeit, die einzelnen Rennen durchzugehen.
Ein kurzer Blick auf den Monitor, er muss runter zum Führring. Dort stellt er die Pferde des nächsten Rennens vor und gibt Tipps: Wer ist wie gut in Form? Hat schon auf Sand gewonnen? Wer hat Außenseiterchancen? Diesmal ist es die Nummer 1, die Krischbin zum Favoriten erklärt, und zwar ohne Wenn und Aber. Beacon Hill, „das Maß aller Dinge“.
Die Besucher beobachten die Pferde, machen sich Notizen, vergleichen Krischbins Hinweise mit den Tipps, die sie in der Sportwelt zu jedem Rennen lesen. Und dann geht es wieder nach oben. Sprecherkabine, Fernglas.
Noch kurz etwas zu den Quoten, da gibt es „die interessanten Außenseiter, die lang stehen“. Und dann sind sie wieder „auf der Reise“. Der von Mario Hofer trainierte Beacon Hill gewinnt, ein Mann neben der Kabine flucht vernehmlich, seine Wette ist offensichtlich kaputt.
Und so geht es weiter, neun Rennen begleitet der Routinier, der die Emotionen dennoch durchkommen lässt, an diesem Tag. In Neuss ist er gern, an „dieser bewährten Sandbahn“.
Zurückhaltender ist er mit der Beurteilung des neuen Hauses. „Gewöhnungsbedürftig“, sagt er — und schweigt. Allerdings nicht lang. Sein Sprecherjob macht ihm sichtlich Spaß. Was er sich wünscht? Einmal das Derby in Hamburg kommentieren, sagt er. Und lacht.