Platz für Flüchtlinge reicht nicht

Bis Ende 2016 könnten 1150 Flüchtlinge in Grevenbroich leben. Es mangelt an Unterkünften für sie.

Grevenbroich. Im Rathaus wird fieberhaft nach weiteren Standorten für Flüchtlingsunterkünfte gesucht. Bei einem interfraktionellen Gespräch hatte Sozialdezernent Claus Ropertz den Ratspolitikern am Dienstagabend mitgeteilt, dass dringender Handlungsbedarf besteht. „Zurzeit leben rund 450 Flüchtlinge in Grevenbroich. Bis zum Jahresende sollen jedoch weitere 250 hinzukommen — und 2016 dann nochmals 450“, sagt Ropertz. Die Zahlen basieren auf Prognosen des „Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge“.

Für viele der bis Ende 2016 voraussichtlich rund 1150 Flüchtlinge fehlt es jedoch an Unterkünften in Grevenbroich. „Wir werden schnell Entscheidungen treffen müssen, um weitere Container-Dörfer zu errichten“, sagt Ropertz. Möglicherweise soll der Stadtrat bereits vor der für 27. August geplanten Sitzung eine Entscheidung treffen.

Im Vorfeld der interfraktionellen Runde wurden 32 mögliche Standorte in allen Stadtteilen begutachtet. Diese sollen nun in den Fraktionen beraten werden. „Wir brauchen aber noch genauere Angaben zu möglichen Kosten von der Verwaltung“, sagt SPD-Stadtverbandsvorsitzender Daniel Rinkert.

CDU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Kaiser betont, dass bislang getroffene Entscheidungen möglicherweise überdacht werden müssen. „Die Rahmenbedingungen haben sich durch die neuen Zahlen von Grund auf geändert“, meint er. Dabei geht es um Kosten, mögliche Standorte und die Größe der Unterkünfte. „Je kleinteiligere Lösungen wir wählen, desto teurer wird es“, sagt Ropertz. „Es müssen zum Beispiel für jeden Standort Versorgungsleitungen sowie Anschlüsse an das Kanalnetz gelegt werden.“ Grundsätzlich sollen laut Ropertz nicht mehr als 80 Flüchtlinge an einem Standort untergebracht werden.

Nicht vergrößert werden soll das am Langer Weg errichtete Container-Dorf, in dem laut Bürgermeisterin Ursula Kwasny maximal 48 Flüchtlinge untergebracht werden sollen. Bürger können sich heute von 18 bis 20 Uhr einen Eindruck von der Unterkunft machen.

Zu den Kosten für weitere Unterkünfte laufen im Rathaus die Kalkulationen. Zum einen spielt die Standortfrage eine Rolle: Von den 32 Flächen, die von der Verwaltung für weitere Unterkünfte geprüft wurden, befinden sich einige in Privatbesitz. Sie müssten folglich angemietet oder gekauft werden.

Diese Frage stellt sich auch bei den Containern. „Eine Container-Lösung für 80 Personen kostet rund 480 000 Euro an Miete pro Jahr. Der Kaufpreis beträgt 1,5 Millionen Euro“, sagt Ropertz. Die Politik müsse vorgeben, wie sich die Stadt entscheiden soll. Allerdings wird im Rathaus nicht davon ausgegangen, dass die Flüchtlingswelle in naher Zukunft abebbt. „Vermutlich wird sie noch fünf bis zehn Jahre andauern“, meint Ropertz. Langfristig müsse neben Container-Lösungen auch über den Bau von festen Unterkünften nachgedacht werden.

Auffallend zurückhaltend äußern sich die Politiker zum geplanten Standort an der Merkatorstraße. Am Dienstagabend sei nicht über einen konkreten Standort gesprochen worden, sondern über die allgemeine Situation. Zuletzt hatte die Verwaltung widersprüchliche Angaben zur Größe des geplanten Baus an der Merkatorstraße gemacht.