Polizei appelliert, nicht in eine„Entführungspanik“ zu verfallen
Es mehren sich Berichte über Kinder, die von Fremden angesprochen werden.
Kaarst. Mal sitzen die vermeintlichen Entführer in einem blauen Audi, mal in einem Transporter; mal haben sie ein Kind in Holzbüttgen angesprochen, mal am Georg-Büchner-Gymnasium, mal an der Grundschule Stakerseite; immer versuchen sie, die ausgeguckten Opfer in ihr Fahrzeug zu locken. Wie ein Lauffeuer haben sich diese und ähnliche Berichte in den vergangenen zwei Tagen über die sozialen Netzwerke unter Eltern verbreitet. Panik war bei vielen die verständliche, aber, wie die Polizei sagt, falsche Reaktion.
Nach Einschätzung der Ordnungshüter gibt es bei bislang sieben gemeldeten Fällen in den vergangenen Tagen derzeit keinen Hinweis auf eine reale Gefahr. Nun hat sich die Polizei nochmals mit einer ausführlichen Mitteilung an die Öffentlichkeit gewandt. Ursprung der sich offenbar dynamisch entwickelnden „Entführungsgeschichte“, heißt es, war eine Presseveröffentlichung vom 25. August. In dieser berichtete die Polizei über einen Sachverhalt in Meerbusch. Am Badener Weg war ein Mädchen von einem unbekannten Mann am Arm ergriffen worden. Zwei Zeugen hatten gesehen, wie das Kind mit dem Unbekannten und einer ebenfalls unbekannten Frau Richtung Bushaltestelle ging. Nach Intervention einer Zeugin konnte die Siebenährige wieder an die Eltern übergeben werden. „Die Hintergründe dieses Sachverhaltes“, sagt die Polizei, „sind bislang unklar. Mehreren Ermittlungsansätzen wurde nachgegangen, führten aber bisher nicht zur Identifikation des beteiligten Paares. Die Ermittlungen dauern an.“
„Mit der Veröffentlichung dieser Meldung war der Kreispolizeibehörde aus vielen Erfahrungen aus der zurückliegenden Zeit klar, dass es in den nächsten Tagen weitere Schilderungen geben wird, die das verdächtige Ansprechen von Kindern zum Inhalt haben werden“, sagt Polizeisprecher Hans-Willi Arnold. „So geschah es dann auch. Insbesondere in Kaarst, Meerbusch und im Neusser Norden berichteten Kinder über für sie verdächtiges Verhalten von Erwachsenen, die sie angesprochen haben.“
Die Polizei, sagt Arnold, könne die Sorgen der Eltern sehr gut nachvollziehen und gehe jedem Hinweis mit großer Sorgfalt nach. „Aus langjährigen Erfahrungen wissen wir aber auch, dass glücklicherweise in den allermeisten Fällen dem geäußerten Verdacht ein harmloser Sachverhalt zugrunde liegt. In allen der Polizei bisher bekannten Fällen gibt es keine konkreten Hinweise auf ein strafrechtliches Verhalten oder auf eine konkrete Gefährdung für Kinder.“
Dennoch gebe es sowohl unter den Eltern als auch an den Schulen und Kindergärten eine Unruhe, die sich täglich potenziere und auf angrenzende Gebiete überschwappe. Etliche Eltern seien deshalb in größter Sorge. „Hierzu“, betont der Polizeisprecher, „besteht kein Anlass!“ Durch die vielen Gespräche mit Eltern aber auch untereinander seien die Schüler höchst sensibilisiert und erleben Alltagssituationen als vermeintlich gefährlich.