Abi-Prüfungen Corona bremst Abi-Vorbereitung
Neuss. · Am 21. April soll die Klausurphase beginnen. Neusser Pädagoge will von Zentralabi abweichen.
Je länger die Corona-Krise andauert, desto größer wird auch die Unsicherheit bei Lehrern und Schülern an Neusser Schulen. Noch hält die Landesregierung an den aktuellen Zeitplänen fest. Heißt: Das Zentralabitur in Nordrhein-Westfalen soll am 21. April mit den ersten Prüfungen beginnen. Auch wenn Schulministerin Yvonne Gebauer jetzt in Düsseldorf mitteilte, dass man sich auf verschiedene Szenarien, also auch auf eine Verschiebung der Abiturprüfungen, vorbereite.
Die hält Olaf Templin, Leiter der Gesamtschule Nordstadt, aber nicht für sinnvoll. „Das Schuljahr ist ohnehin schon verdammt kurz“, sagt er. Der Pädagoge würde einen ganz anderen Weg gehen: „Man sollte das Zentral-Abitur aussetzen und die Prüfungen von den jeweiligen Fachkollegen stellen lassen.“ Der Vorteil: Durch die Dezentralisierung sei man in der Lage, die Anzahl der Prüfungstermine von ungefähr zehn auf drei zu reduzieren. „Wir hätten noch genug Zeit, das so zu organisieren“, sagt Templin.
Weniger Probleme sieht er bei der Organisation und Verteilung des Lernmaterials. Während Schulen in Meerbusch von zusammengebrochenen Servern sprechen, organisiert sich die Gesamtschule Nordstadt fast ausschließlich per E-Mail. Auch durch die enge Vernetzung der Schüler durch WhatsApp, Facebook und Co. würden sich Informationen schnell verbreiten lassen.
Auf dem Marie-Curie-Gymnasium geht man einen etwas anderen Weg. Dort bieten manche Lehrer ihren Schülern derzeit Online-Unterricht an – per Webcam. „Das funktioniert aber noch nicht flächendeckend“, sagt Schulleiterin Emmy Tressel, die auch die Entscheidung der bayerischen Landesregierung mit Interesse verfolgt hat, die Abiturprüfungen vom 30. April auf den 20. Mai zu verschieben. Dort beginnen die Sommerferien allerdings später. Wie es für Schüler in NRW weitergehen soll, wenn die Verbreitungskurve des Coronavirus nicht rechtzeitig abflacht? „Wir wissen es nicht, auch viele Abiturienten sind verunsichert“, sagt Emmy Tressel.
Ähnlich ist die Stimmung auf dem Quirinus-Gymnasium. „Wir harren der Dinge“, sagt Schulleiter Ulrich Dauben. Man richte sich jedoch stets nach dem Status quo und bereite sich entsprechend vor. Am „Quirinus“ gibt es in dieser Krisenzeit einen entscheidenden Vorteil. Dort wurde bereits vor Jahren der „virtuelle Klassenraum“ eingerichtet. Auf dieser Plattform erhalten Lehrer, Schüler und Eltern Zugang zu gemeinsamen Lehr-, Lern und Kommunikationsbereichen.
Virtuelles Klassenzimmer bietet Arbeits- und Übungsblätter
Innerhalb des virtuellen Klassenzimmers können Materialien wie Info-, Arbeits- und Übungsblätter, aber auch die Lösungen der Schüler ins Netz gestellt werden. Lehrer sind sozusagen in der Lage, online ihre Kurse zu verwalten. „Diese Möglichkeit, wird derzeit massiv genutzt“, sagt Dauben.
Den Dezentralisierungs-Vorschlag von Olaf Templin hält der Leiter des Quirinus-Gymnasiums für den letzten Schritt. Zuvor könne es eine Möglichkeit sein, die Hauptprüfungen auf die eigentlichen Nachschreib-Termine zu verlegen, um etwas Zeit zu gewinnen. So müssten lediglich die „Nachschreiber“ mit dezentralen Prüfungs-Aufgaben versorgt werden. Die Schulleiter betonen jedoch unisono: Zu einer Verschiebung der Sommerferien darf es nicht kommen!
Schuldezernentin Christiane Zangs teilt mit, dass die Stadt derzeit Gespräche führt – unter anderem mit der Landesregierung –, damit Neusser Schüler so schnell wie möglich technisch besser ausgestattet werden – sowohl mit Hard- als auch mit Software. „Diese Krise wird dazu führen, dass wir uns in diesem Bereich einfach besser aufstellen müssen. Die Zukunft liegt in der Digitalisierung“, sagt Christiane Zangs.